Grüner Bürgermeister für Rathaus Tiergarten

■ Heute erste BVV-Sitzungen. PDS rechnet mit vier Bürgermeisterposten

In der Mehrzahl der 23 Berliner Bezirke werden heute und morgen die Bezirksbürgermeister gewählt. Dabei ist den Bündnisgrünen ein Bürgermeisterposten sicher, die PDS rechnet mit bis zu vier Rathauschefs. Die Grünen machen ausgerechnet in Tiergarten das Rennen, wo eine rot-grüne Zählgemeinschaft die CDU als stärkste Fraktion ausbootet. Hier wird der bisherige grüne Volksbildungsstadtrat Jörn Jensen mit den Stimmen der SPD gewählt werden. Die Zählgemeinschaften, die einst erfunden wurden, um PDS-Bürgermeister in den Bezirken zu verhindern, katapultieren damit erstmals einen CDU-Kandidaten ins Aus.

Zählgemeinschaften gegen die PDS haben CDU und SPD in Friedrichshain, Köpenick, Treptow und Pankow gebildet. In Lichtenberg, Hellersdorf und Hohenschönhausen dürfte die PDS ihre KandidatInnen durchbekommen, knapp sieht es dagegen in Marzahn aus. Spannend wird es in Prenzlauer Berg: Eine SPD-Vollversammlung wollte gestern darüber beraten, ob sie anstelle von Manfred Dennert einen Kandidaten nominiert, der auch für das Bündnis Prenzlauer Berg tragbar ist. Das Bündnis entscheidet heute abend, ob es einen SPDler oder den PDS-Kandidaten Burkhard Kleinert unterstützt.

In Schöneberg steht zwar fest, daß die SPD eine grüne Bezirksbürgermeisterin mitträgt, doch die bündnisgrüne Bezirksgruppe wird sich erst am 19. Dezember für eine der beiden Kandidatinnen entscheiden. Zur Wahl stehen die Schöneberger Baustadträtin Sabine Ritter und die baupolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus, Elisabeth Ziemer. Auf Rot-Grün stehen die Zeichen auch in Charlottenburg. Hier haben die Bündnisgrünen einer Zählgemeinschaft mit der SPD zugestimmt. Vereinbart wurde unter anderem, daß sich die SPD „mit allen Mitteln“ für die Alternativbebauung des Wieland-Leibniz- Parkplatzes einsetzen wird. Allerdings gibt es in den Reihen der Grünen eine unsichere Kantonistin. Cornelia Biermann-Gräbner hat erklärt, SPD-Bürgermeisterin Monika Wissel nicht wählen zu wollen, „es sei denn, es würde knapp“. Die rot-grüne Zählgemeinschaft hat aber ohnehin nur eine Mehrheit von zwei Stimmen.

Völlig offen ist die Lage in Kreuzberg. SPD und CDU haben bislang die Wahl der grünen Kandidatin für das Bürgermeisteramt, Erika Romberg, abgelehnt. Gestern abend wollten SPD und Bündnisgrüne unabhängig von dieser Streitfrage über eine Ressortaufteilung im Bezirksamt sprechen.

In sieben Westbezirken wird die CDU den Bürgermeister stellen, die SPD hat – von Charlottenburg abgesehen – nur in Wedding gute Chancen. Ein Novum gibt es aus Steglitz zu vermelden. Hier übernehmen die Bündnisgrünen zum ersten Mal in einem Bezirk das Ressort Finanzen. Für das Amt ist der Umweltstadtrat Udo Bensel nominiert. Dorothee Winden