Russen kontrollieren den Korridor

■ Die US-Truppen kommen nach Tuzla, Briten und Franzosen sollen den größten Teil Bosniens befrieden

Mostar (taz) – Mit der Entscheidung der Nato, russische Truppen direkt im Posavina-Korridor bei Brčko zu stationieren, können die Regierungen in Moskau und Belgrad zufrieden sein. Die russischen Truppen werden den strategisch wichtigsten Punkt in Bosnien kontrollieren, erklärte der Sprecher des Hauptquartiers der britischen Truppen in Exjugoslawien, Barry Hawgood. Die russischen Truppen werden zudem von der Nato unabhängig operieren, sie unterstehen jedoch dem US-amerikanischen Oberbefahlshaber.

Mit diesem Kompromiß wurde ein weiterer Schritt zur Festigung der Teilung Bosniens unternommen. Der Posavina-Korridor ist die Lebensader der serbisch besetzten Gebiete in Bosnien, der die westbosnische Stadt Banja Luka mit den serbisch besetzten ostbosnischen Gebieten und mit Serbien verbindet.

Der größte Teil Bosniens wird durch britische und französische Nato-Truppen kontrolliert werden, erklärte Hawgood weiter. Dabei werden die britischen Truppen in West- und Zentralbosnien stationiert, die französischen in Ostbosnien und Sarajevo, so auch in Srebrenica, Goražde und Mostar. Die Gesamtstärke der britischen Truppen wird fast 17.000 Mann betragen, die der französischen mehr als 10.000 Mann. Die bereits in Bosnien stationierten UN-Truppen bilden den Kern der Nato- Streitkräfte beider Länder.

Die US-Truppen werden Zentral- und Ostbosnien kontrollieren. Von ihrem Hauptquartier in Tuzla aus werden sie zudem die Save- Ebene im Nordosten beherrschen. Doch nicht die USA werden den vor einem Jahr mit ihrer Unterstützung gebauten und ehemals geheimen Flughafen bei Visoko nördlich von Sarajevo kontrollieren, sondern die französischen Truppen. Über diesen Flughafen sollte unter Umgehung des Waffenembargos Nachschub für die bosnische Armee geliefert werden. Mit der Aufhebung des Waffenembargos ist der Stellenwert des neuen Flughafens jedoch gesunken.

Ohne direkten Einfluß auf das Geschehen in Bosnien bleiben die deutschen Truppen. Ihre Präsenz ist auf die kroatischen Küstenstädte Zadar, Sibenik und Split beschränkt. Dagegen werden die türkischen und spanischen UN-Truppen als Nato-Truppen in Zenica und Mostar bleiben. Erich Rathfelder