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Ausweisung in den Polizeigewahrsam

■ Abgeschobener Vietnamese wurde in Hanoi von der Polizei empfangen

Berlin (taz) – Die Angelegenheit hatte oberste Kanzler-Priorität. Als Helmut Kohl Ende November der Sozialistischen Republik Vietnam seine Aufwartung machte, stellte er gegenüber seinen Gastgebern unmißverständlich klar: Die Bereitschaft Hanois, rund 40.000 VietnamesInnen aus Deutschland wieder zurückzunehmen, sei „eine ganz wichtige Frage des gegenseitigen Vertrauens“.

Der Vietnamese N. ist einer von denen, die dieses „Vertrauen“ jetzt praktisch zu spüren bekommen. Als abgelehneter Asylbewerber und wegen illegalen Zigarettenverkaufs vorbestraft, gehörte er zu einer der ersten Gruppen von Vietnamesen, die in ihre Heimat abgeschoben wurden. Am 24. Oktober wurde er nach Hanoi geflogen. Während Mitpassagiere, die freiwillig nach Vietnam zurückkehrten, unbehelligt die Flughafenkontrollen passieren konnten, wurden N. und vier weitere Abgeschobene in ein Polizeigebäude im Stadtteil Tu Nghiem gebracht.

In dem umzäunten und von Polizisten bewachten Gebäude konnten sie sich zwar auch außerhalb der zugewiesenen Zimmer bewegen, berichtet N., das zweigeschossige Haus verlassen durften sie jedoch nicht. Nur einmal am Tag konnten sie unter Polizeibewachung von ihrem eigenen Geld ein paar Lebensmittel einkaufen, um überhaupt etwas zu essen zu haben. In dem Gebäude trafen die Rückkehrer aus Deutschland auf eine Gruppe von Landsleuten, die bereits eine Woche vor ihnen aus Deutschland abgeschoben worden waren und ebenfalls dort festgehalten wurden.

Als offiziellen Grund für die Festnahme hätten die vietnamesischen Behörden „gesundheitliche Untersuchungen“ angegeben. Und tatsächlich erschien auch einmal ein Arzt, um den Rückkehrern Herz und Lunge abzuhorchen. Weit größeren Raum nahm jedoch eine andere Untersuchung ein: Waren sie in Deutschland politisch aktiv gewesen? Standen sie in Verbindung zu regimekritischen Gruppen? Und warum hatten sie ihr sozialistisches Vaterland überhaupt verlassen?

Niemand habe ihnen gesagt, wie lange sie in dem Polizeigefängnis festgehalten würden und was hinterher mit ihnen geschehen solle, berichtet N. Schließlich hätten er und seine Mitgefangenen zum gängigen Allheilmittel Vietnams gegriffen, zur Bestechung. Gegen 200 US-Dollar pro Kopf öffneten sich nach 14 Tagen die streng bewachten Tore.

Was N. schildert, bestätigt die Befürchtungen von Menschenrechtsgruppen. Sie hatten auf die bisherigen Erfahrungen von Rückkehrern aus dem südostasiatischen Raum verwiesen, die nach ihrer Ankunft in Vietnam in Internierungslager gebracht und verhört worden waren. Die Protokolle dieser Verhöre waren später bei den örtlichen Polizeistellen der Heimkehrer aufgetaucht. Gegenüber der Bundesregierung hatte Vietnam solche Internierungslager abgestritten. Vera Gaserow

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