Red Ribbon vom Bürgermeister

■ Beratungsstellen starten Solidaritäts-Aktion zum heutigen 8. Welt-AIDS-Tag

Eine rote Schleife als Symbol der Solidarität mit AIDS-Kranken, HIV-infizierten Menschen und an den Folgen von AIDS Verstorbenen: Mit der aus den USA stammenden „Red-Ribbon-Kampangne“ wollen die MitarbeiterInnen der drei Bremer AIDS-Beratungsstellen am heutigen 8.Welt-AIDS-Tag Bremer BürgerInnen, Staat und Gesellschaft auffordern, sich für die Gleichstellung von Menschen mit HIV und AIDS einzusetzen.

Wer sich ständig abgelehnt und diskriminiert fühle, könne schwerlich Verantwortung übernehmen für die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen, so der gemeinsame Appell von staatlicher AIDS-Beratung im Gesundheitsamt und den freien Trägern „Rat & Tat Zentrum für Homosexuelle“ und der AIDS-Hilfe Bremen. Akzeptanz und Solidarität seien die einzig angemessene Reaktion auf AIDS.

Die Realität sieht leider immer noch anders aus: Auf die Erkrankung folgt in der Regel gesellschaftliche Ausgrenzung und sozialer Abstieg. Marcus Kaminski von Rat & Tat Zentrum für Homosexuelle: „Die meisten HIV-Infizierten sind zum Zeitpunkt ihrer Erkrankung zu jung, um Frührente beziehen zu können. Das bedeutet bei Arbeitsunfähigkeit für viele das Abrutschen auf Sozialhilfe.“

Verlust der Arbeit, Verarmung und Isolation stellen neben der eigentlichen AIDS-Erkrankung enorme Belastungen für die Erkrankten dar, die nach Ansicht der BeraterInnen weitgehend vermeidbar wären.

„Für uns bedeutet das diesjährige Motto des Welt-AIDS-Tages ,Gemeinsame Rechte, gemeinsame Pflichten' auch, für die materielle Absicherung von HIV-Erkrankten zu kämpfen“, erläutert Felicitas Jung von der Beratungsstelle des Gesundheitsamtes die heutige Aktion in der Bremer Innenstadt; „deshalb werden wir nicht nur Schleifen verteilen, sondern auch mit der klassischen Sammelbüchse um Spenden werben.“ Die von zahlreichen ehrenamtlichen HelferInnen – darunter auch Bürgermeister Henning Scherf – gesammelten Gelder sollen zu 70 Prozent an die AIDS-Beratung des Rat & Tat-Zentrums für Homsexuelle und an die Bremer AIDS-Hilfe gehen, die übrigen 30 Prozent an bundesweite AIDS-Hilfen und Stiftungen.

Für die BremerInnen ein Akt mit doppelter Bedeutung: Denn das „Rat & Tat“ sowie die AIDS-Hilfe Bremen stehen auf der „Giftliste“ des Bremer Senats. „Ob und in welcher Form wir weiterarbeiten können, ist vollkommen ungewiß“, ärgert sich Helmut Koch, Vorstandsmitglied von „Rat & Tat“, „die Sparvorschläge reichen von einer pauschalen zehnprozentigen Kürzung unseres Haushaltes bis hin zur kompletten Streichung der Gelder für die freie AIDS-Beratung.“ Bislang sind für „Rat & Tat“ und die Bremer AIDS-Hilfe jährlich 350.000 Mark im Haushalt des Senators für Gesundheit vorgesehen, von denen die MitarbeiterInnen bezahlt und die Büros unterhalten werden. „Es ist einfach absurd, Projekten wie dem ,Rat & Tat' die Mittel zu streichen“, so Marcus Kaminski, „denn 70 Prozent unseres Klientels sind schwule und bisexuelle Männer. Damit decken wir die Betreuungs- und Präventionsarbeit innerhalb der größten AIDS-Risikogruppe ab.“

Unberührt von den geplanten Kürzungen bleibt vorerst die AIDS-Beratung des Gesundheitsamtes, die neben der allgemeinen Beratung kostenlose und anonyme AIDS-Tests anbietet. sal