■ Urdrüs wahre Kolumne
: Das Schiff mit acht Segeln

Das kleine Lebensmittelgeschäft an der Ecke hat sich mit einem Extra-Tisch auf das bevorstehende Weihnachtsfest eingestellt und hält dort allerhand Naschwerk feil. Der bekennende Diabetiker beäugt das Sortiment aus gieriger Distanz und greift schließlich doch zu: Schließlich muß man am Nikolaustag den einen oder anderen Schuh von stoffwechsel-intakten Mitmenschen füllen. Und so nebenbei fällt der Blick auf das Haltbarkeitsdatum der herausgesuchten Honigprinten, welches bereits im März des Jahres abgelaufen ist. Der Kaufmann stellt nunmehr in souveräner Gelassenheit fest: „Ich bind' mir doch den Schaden nicht einfach so anne Hacken. In den Nachkriegsjahren hat mich meine Mutter mal ein halbes Jahr mit Milchpulver aus Care-Paketen ernährt, das drei Jahre überfällig war und und geschadet hat es nichts!“ Womit er wohl ganz schön recht hat.

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Da klagt der Eckhard Kalanke als Rächer der verfolgten Männerwelt wg. Frauenförderung nunmehr seinen Chefsessel im bremischen Gartenbauamt ein und grinst schon ohne Prozeßhanselei in die Kameras wie ein gescheiterter Talkshow-Star. Warum kann so einer nicht in Würde alt werden, und warum muß er sich mit seiner unbedarften Rhetorik wieder in die Öffentlichkeit zerren lassen? Sie sind nicht abendfüllend, Herr Kalanke – und Ihr Name klingt nun allzusehr nach Onkel Bräsig: Versuchenses doch mal als Zorro!

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Typisch Familie Grünspecht, daß sie in der Frage des Dosenpfands immer nur ökologisch argumentiert! Dabei liegt die sozialpolitische Komponente doch auf der Hand: Werden erstmal pro Leerdose 50 Pfennig erstattet, kann künftig der Empfänger von Sozialhilfe nach der nächsten Nullrunde samt Familie auf die Möglichkeit verwiesen werden, den Lebensunterhalt aus eigener Kraft beim Dosensammeln zu sichern. Schon ist es da, das Leben in Würde und Selbstbestimmung, wobei noch zu klären wäre, inwieweit sich Asylbewerber ohne Arbeitsgenehmigung daran aktiv beteiligen dürfen...

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Damit immer mehr Bremer direkt vom hiesigen Airport eben mal zum mallorquinischen Ballermann oder zum dominikanischen Babystrich abheben können, werden Menschen mit der Abrißbirne ausgebombt und evakuiert: Parzellisten wie Du und Ich derzeit nicht, aber doch allesamt ehr- und achtbarer als all das Gesocks, das sich dann bei der Einweihungsparty des erweiterten Erwerbegebiets Flughafen um Begrüßungssekt und Gratishappen scharen wird. In einer gerechten Weltordnung, so sind wir uns mit Knecht Ruprecht einig, hätten diese Abräumkommandos Fußpilz als einzigen Freund und müßten dem Heimatvertriebenen Wilhelm Steinwedel aus dem Lloydtunnel heraus die Belétage des eigenen Hauses zur Wohnstatt anbieten. Muß wohl doch das Schiff mit 8 Segeln kommen und mit 50 Kanonen an Bord!

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Angelegentlich eines Wochenend-Auftritts in der alten und neuen Hauptstadt wird der reisende Kleinkünstler von einem Herrn aus dem Publikum nach den Perspektiven des SV Werder Bremen gefragt und muß die Antwort schuldig bleiben. Worauf der Berliner selber spekuliert und feststellt: „Die Bremer sind wahrscheinlich durch den CDU-Wahlsieg aus dem Tritt gekommen und haben ihr Selbstverständnis verloren!“ Wenn sich das in der Ost-Kurve rumspricht, braucht Ulli Nölle glatt drei Leibwächter extra!

Ulrich Reineking-Drüpunkt

PS: Wer das Naturfreundehaus Buchtstraße abschaffen will, darf künftig nur noch Holsten trinken!