Kommentar
: Verbockt

■ Innensenator unter Polizei-Druck

Wie lange kann Innensenator Ralf Borttscheller seinen Schulfreund Hans-Georg von Bock und Polach noch als Staatsrat halten? Die Stimmung ist jetzt schon mehr als schlecht. Aber spätestens in der Woche vor Weihnachten kommt es zur Entscheidung. Denn dann muß Borttscheller als Dienstvorgesetzter der Justizdeputation einen Bericht über die Schlamperei vorlegen, die von Bock als Oberstaatsanwalt für Polit-Verfahren hinterlassen hat.

Über 130 unbearbeitete Akten, darunter eine Strafanzeige von Bundesfinanzminister Theo Waigel, und zahlreiche verjährte Verfahren seien dort beim Aufräumen aufgetaucht, heißt es aus dem Justizressort. Und im Innenressort tobt die Basis gegen den Aufsteiger von Bock. Staatsanwälte sind für Polizisten sowieso ein rotes Tuch. „Die lassen die Verbrecher wieder frei, die wir festnehmen“, heißt es in den Wachstuben. Zudem war von Bock persönlich für seine harte Kritik an Ermittlungspannen der Polizei bekannt.

Jetzt kommt heraus, daß er auch selber einiges verbockt hat. Das freut seine Feinde. Und schadet dem Innensenator, der sowieso zunehmend unter Druck steht. Denn lange kann er die Forderungen der Polizei, die er als Oppositionspolitiker vollmundig unterstützt hatte, nicht mehr mit dem Hinweis auf die Fehler seiner Vorgänger abwimmeln. Borttscheller braucht ein Ventil, und das wird wohl von Bock heißen. Dirk Asendorpf