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Nachschlag

■ „Perspektiven“ – Die fünfte Intervall-Ausstellung der HdK

Arbeit von Friederike Anders Abbildung: Katalog

„Perspektiven“ – der Titel scheint Programm zu sein. Denn die fünfte und wegen interner Kürzungen zugleich letzte Förderstaffel von Nachwuchskünstlerinnen an der Hochschule der Künste liegt ganz im Trend digitaler Technologien – Stichwort: Internet und Daten-Highway – als Relaisstation der Künste. Über die Hälfte der in knapp zwei Jahren entstandenen Arbeiten bedient sich digitaler Umsetzungen und multimedialer Verfahren. Illusionsräume, gefakte und echte Dokumentationen heißen die Produkte, traditionell bildnerische Methoden bleiben die Ausnahme. Mit „Das Gedächtnis der Frau in Weiß“ beispielsweise liefert Friederike Anders ein Computerabenteuer, das sie selbst „Hypothese für ein CD-ROM-Spiel“ nennt. Mittels Bildschirm und Pseudoarchivmaterial, Filmstandbildern und fiktiven Versatzstücken kann der blutigen Spur eines weiblichen Phantoms gefolgt werden: Was wurde aus Barschels Weinflasche, warum trägt die Attentäterin ein Brotmesser im Blumenstrauß, wie kommt das Blut aufs Kleid, und was würde beispielsweise bitchy Bette Davis dazu sagen?

„Fishing for the Heavenly Body“ heißt die Mail-Aktion von Ursula Drees und Sabine Messner. Im Dezember letzten Jahres schickten sie an Hunderte von Internet-UserInnen ihre „Heavenly Mail“ in Form poetischer Texte und Zeichnungen: „I wait for a phone call. Today. Now. Every moment.“ Was hier mächtig nach virtuellem Weltschmerz klingt, machten die Künstlerinnen in Form einer Rauminstallation mittels Video-Beam und Mausbedienung, einschließlich aller aufgefischten Antworten sichtbar. Dabei verändert die Wahl der Mittel die Message kaum.

Einer ganz anderen Spurensuche widmete sich Constanze Zahn mit ihrem filmischen Porträt von Lisa Fittko, die in

den vierziger Jahren Flüchtlinge – unter anderem auch Walter

Benjamin – über die Pyrenäen zur spanischen Grenze brachte. Für sechs Wochen besuchte Constanze Zahn die in Chicago lebende, inzwischen 85 Jahre alte Dame und machte Interviews, Aufnahmen und Recherchen. Entstanden ist ein assoziatives Porträt, das das Wegelabyrinth der Pyrenäen bewußt in Analogie zum Lebensweg von Fittko setzt, die, selbst Verfolgte, rückblickend sagt: „Wir, sagten wir damals, wir ergeben uns nicht. Wir haben 'ne Menge Leute rübergebracht. Wie viele? Es ist uns nie eingefallen, sie zu zählen.“ Gudrun Holz

Bis 4.12., 10–17 Uhr, Hochschule der Künste, Hardenbergstr. 33, Charlottenburg

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