Naturverbundenes Reisen – ein Megatrend

■ Bahamas: Grünes Licht für „Ecotourism“. Minister kündigt Gesetzesvorlage an. Ökotourismus sichert auch wirtschaftlich schwachen Regionen ein Einkommen

Das Tourismusministerium der Bahamas hat eine „National Ecotourism Strategy“ erarbeitet. Sie soll in Kürze dem Parlament zur Verabschiedung vorgelegt und in das Strategiekonzept für touristische Entwicklung eingebunden werden. Dies erklärte der stellvertretende Premier und Minister für Tourismus, Hon. Frank H. Watson, auf dem 5. Weltkongreß „Abenteuerreisen und Ökotourismus“, in Nassau. Als Blaupause für das Strategiepapier diente eine von der australischen Regierung entwickelte Gesetzesvorlage, die bereits vor zwei Jahren die politischen Hürden nahm und den Weg für eine innovative Tourismusentwicklung in Down-under frei machte. Dem Parlament liegen nach Angaben des Ministers zur Zeit auch detaillierte „Sustainable Tourism Policies and Guidelines“ vor. In den Augen von Michael King, der als EU-Botschafter für Barbados in Brüssel weilt, sind diese Richtlinien „weltweit die fortgeschrittensten Vorgaben für nachhaltige Fremdenverkehrsentwicklung“. Nach Auskunft der Regierung haben andere Karibik- Staaten ihr Interesse bekundet, das Modell zu übernehmen. Die in den USA ansässige Adventure Travel Society (ATS), die seit 1991 einmal im Jahr den „World Congress on Adventure Travel and Ecotourism“ veranstaltet, hatte nach Ansicht von Pericles Maillis, Präsident des Bahamas National Trust, „einen nicht unerheblichen Einfluß“ auf die Neuorientierung der bahamaischen Tourismuspolitik.

ATS-Präsident Jerry Mallet verdeutlichte den über 400 Kongreßteilnehmern aus 36 Ländern, daß sich der Nischenmarkt des naturverbundenen Reisens längst zum Megatrend entwickelt hat, „der im Idealfall auch wirtschaftlich schwachen Regionen ein Einkommen sichert, das Risiko unkontrollierter Entwicklung aber nicht ausschließt“. Mallet schätzt, daß allein in den vergangenen drei Jahren rund 43 Millionen Amerikaner eine naturverbundene Reise unternahmen und pro Tour dabei durchschnittlich etwa 1.000 US- Dollar mehr ausgaben als „normale Urlauber“. Ein Trend, in den Minister Watson große Hoffnung setzt, da seiner Meinung nach davon auch die wirtschaftlich schwachen Outer oder Family Islands genannten Bahamainseln profitieren könnten.

Wie hier der Interessenausgleich zwischen wirtschaftlichen Zielen und ökologischen Notwendigkeiten im Idealfall aussehen kann, soll auf Lee Stocking Island anschaulich gemacht werden. Auf der zu den Exuma Cays gehörenden Insel wird Anfang 1996 mit dem Bau einer „Out Islands“- Lodge begonnen, die nach Ansicht der bahamaischen Regierung Modellcharakter besitzt: Unter dem Motto „Drittes Jahrtausend, die erste hydrogene Gemeinschaft der Welt“ ist geplant, den Strom ausschließlich aus Wasser zu gewinnen. Initiator des mit 2,5 Millionen US-Dollar budgetierten Projektes ist die im letzten Jahr in den USA gegründete „Conservation Lodge Foundation“. Ziel der in Kalifornien ansässigen Non-profit-Organisation ist es, ein internationales Netzwerk von kleinen Gästehäusern am Rande von Naturschutzgebieten aufzubauen, um Touristen mit dem Artenschutz vertraut zu machen und in Forschungsprojekte einzubinden. Den erwirtschafteten Gewinn will die Stiftung am Standort der Lodges für Naturschutz- und Ausbildungsprogramme ausgeben. Jens Uwe Parkitny