Warmes Wasser mit der Sonne

■ 3.400 Quadratmeter Kollektorfläche sollen eine Wohnsiedlung mit Warmwasser versorgen. Wer auf Solarenergie verzichtet, installiert veraltete Haustechnik

Die Energieversorgung der Zukunft hat in Hamburg-Bramfeld begonnen. Im Auftrag der Hamburger Gaswerke und geplant von der Universität Stuttgart, wird eine Kollektoranlage mit insgesamt 3.400 Quadratmeter Kollektorfläche auf 18 Reihenhauszeilen installiert.

Dieses in Deutschland bisher größte Kollektorfeld erwärmt über ein Nahwärmenetz einen Wasserspeicher. Im Sommer wird dieser isolierte und mit einem Edelstahlblech ausgekleidete Betonspeicher durch die Kollektoren auf 85 Grad Celsius erwärmt. Die gespeicherte Wärme steht für die Warmwasserbereitung und Unterstützung der Raumheizung im Winter zur Verfügung. So lassen sich durch die Kraft der Sonne 60 Prozent der benötigten Energie ersetzen. Die restlichen 40 Prozent werden durch ein BHKW-Modul sowie einen erdgasgefeuerten Heizkessel bereitgestellt. Termin für die Inbetriebnahme: Mitte 1996.

Die einzelnen Flachkollektoren werden zu großen Flächen auf die Süddächer der Gebäude zusammengeschaltet oder als komplette Dacheindeckung auf das Gebäude gesetzt. Dabei wird die Solarfläche auch zu einem Instrument der architektonischen Gebäudegestaltung. Verwendet werden leistungsstarke Großkollektoren, die schnell und rationell zu montieren sind. Durch moderne Anschluß- und Montagetechnik werden bis zu 250 Quadratmeter Kollektorfläche in zwei Tagen montiert und die Sammelleitungen der Felder anschließend im Firstbereich verlegt.

Ein speziell für große Anlagen entwickeltes neues Kollektorsystem soll ebenfalls in Hamburg eingesetzt werden. Bereits im Werk vormontiert, werden in der Art des Fertighausbaus komplette Dachteile mit Sparren, Dämmung und fertigem Kollektor angeliefert und mit dem Kran auf das Gebäude gesetzt.

Eine Untersuchung der Stiftung Warentest hat gezeigt, daß die Solartechnik nach nunmehr zwanzigjähriger Erfahrung für den standardisierten Einsatz bereit ist. Deutschland hat bei der Markteinführung eine Vorreiterrolle in Europa übernommen: Bis Ende 1995 sind hier immerhin 1,4 Millionen Quadratmeter Kollektorflächen installiert, ersparen der Umwelt jährlich 100.000 Tonnen Öl und reduzieren die CO2-Emissionen um rund 200.000 Tonnen.

Schon bei der Planung Kosten reduzieren

Die Mehrheit der Bevölkerung steht der Solarenergie positiv gegenüber und würde diese nutzen, wenn sie gleich oder nur unwesentlich teurer als die konventionelle Technik wäre. Bisher sind aber 90 Prozent der Solaranlagen in Privathäusern installiert, und der Zugang zur Solarenergie wird Menschen im Mietwohnungsbau im städtischen Bereich verwehrt. Die Solarenergie-Nutzung scheitert in diesem Bereich bislang am Investor/ Nutzer-Konflikt.

Durch die neue Wärmeschutzverordnung von 1995 und die geplante Verschärfung für 1998 sind im Neubaubereich deutliche Fortschritte bei der Reduzierung des Energieverbrauchs gemacht worden. Eine weitere Reduzierung durch noch stärkere Wärmedämmaßnahmen wird jedoch so kostenintensiv, daß der sinnvollere Schritt die aktive Sonnenenergienutzung ist. Wird die Solaranlage beim Neubau schon bei der Planung berücksichtigt, können die Kosten beträchtlich gesenkt werden.

Die Mehrkosten beim Einsatz einer Solaranlage für die Warmwasserbereitung in einem mehrgeschossigen Gebäude liegen bei circa 1 bis 2 Prozent der Bausumme. Integriert in die Baufinanzierung würde sich hierdurch die Kaltmiete bei einem Haus mit 20 Wohnungen nur um 25 Pfennig pro Quadratmeter erhöhen. Die Mehrkosten werden sogar teilweise durch geringere Energie- und Wartungskosten der konventionellen Heizung eingespart. Die deutlich reduzierte Laufzeit des konventionellen Heizungssystems im Sommer erhöht darüber hinaus dessen Lebensdauer. Diesen Tatsachen trägt auch die in Berlin geplante Verordnung Rechnung, die vorsieht, in allen Neubauten mit zentraler Warmwasserbereitung eine Solaranlage einzubauen. Ähnlich wie bei der Wärmeschutz- Verordnung wird hiermit ein Standard für Neubauten geschaffen, der einen deutlichen Beitrag zu der von der Bundesregierung versprochenen 25prozentigen CO2-Reduzierung bedeutet. Findet der Einstieg in die Solartechnik nicht statt, ist die heute installierte Haustechnik morgen schon veraltet. Dietmar Schlosser

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