Sänger im Knast
: „Verehrter Richter“

■ Konstantin Wecker hat gestern gestanden, Kokain gekauft zu haben

Gestern, ja gestern hat Konstantin Wecker bei einer Vernehmung in München alles gestanden. Weil er „25 bis 30 Gramm Kokain“ (Bild) oder „700 Gramm“ (Abendzeitung) oder „15 Gramm“ (dpa) oder „20 bis 30 Gramm“ (AP) oder „30 bis 40 Gramm“ (Reuter), also: jedenfalls wurde in der Wohnung des Liedermachers Mittwoch nacht Kokain gefunden.

Beamte des Zoll- und Landeskriminalamts waren bei Wecker im feinen Münchner Stadtteil Grünwald vorstellig geworden. Insgesamt, so der Vorwurf der Ermittler, soll der „47jährige“ (dpa) oder „48jährige“ (Bild) 700 Gramm Kokain gekauft haben – seit Anfang des Frühjahrs. Rauschgifthandel indes wird dem Sänger nicht vorgeworfen.

Auf die Spur des vormals bekennenden Koksers (Liedtext 1993: „Kokain, Kokain“) will die Polizei über einen deutsch- jugoslawischen Dealerring gestoßen sein. Laut Staatsanwaltschaft sind mehrere Kilo Kokain bei einem HändlerInnen- Quartett beschlagnahmt worden – Nachschub für die Münchner Szene.

Den Haftbefehl gegen Wecker begründet Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld nicht nur mit Flucht- und Verdunkelungsgefahr, sondern weil eine „nicht unerhebliche Freiheitsstrafe zu erwarten sei“: Im schlimmsten Fall 15 Jahre. Weckers Rechtsanwalt („Es geht hier doch nur um ein paar Gramm, die bei ihm gefunden wurden“) sagt wie sein Mandant, daß der Stoff (Marktwert: geschätzte 100.000 Mark) nur zum Selbstverbrauch gekauft worden sei.

Konstantin Wecker hat in seinem Buch „Uferlos“ (1992) über seine Sucht berichtet – eine vier Jahre dauernde Abhängigkeit, wie er schrieb. Zitat: „Adina und ich vögelten stundenlang, schnupften nicht nur, sondern betäubten alle nur möglichen Schleimhäute, das verzögerte den Orgasmus um Stunden.“ Zuletzt jedoch trat Wecker öffentlich als Mahner auf, warnte bei Auftritten in Schulen die Jugendlichen vor Drogenkonsum.

Bereits vor Wochen war der bayrische Barde in die Schlagzeilen gekommen: wegen eines König-Ludwig-Musicals. Wecker wollte dazu die Musik komponieren, die Bühne sollte fest in einem Naturschutzgebiet bei Füssen installiert werden. Nachdem er u.a. als „Zerstörer von Biotopen“ beschimpft worden war, zog sich der Rudolf-Scharping-Freund beleidigt von dem Projekt zurück.

Wie weiter, Wecker? Vielleicht mit dem Lied „Verehrter Herr Richter“, das von der Platte „Das macht mir Mut“ (1982) stammt:

„Verehrter Herr Richter, / sind Sie jemals gesessen? / Nicht nur so mal reingeschneit, nein, nein, für längere Zeit? / Wissen Sie, wissen Sie, / was dort das Schlimmste ist? / Keine Zärtlichkeit! Keine Zärtlichkeit! / Verehrter Herr Richter, / Sie setzen sich ja gar nicht neben mich. / So von Mensch zu Mensch – warum erhöhen Sie sich? / Verehrter Herr Richter, / ich habe eine Bitte an Sie: / Verwenden Sie Ihre Macht für Freispruch und Amnestie!“ Herr Thömmes