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In drei Wahlgängen gescheitert

■ Die Bürgermeisterwahl in den Ostbezirken gestaltet sich spannend. In Prenzlauer Berg wurde die Entscheidung vertagt, in Hohenschönhausen fiel die PDS-Kandidatin Grygier mehrmals durch

Die mit Spannung erwartete Entscheidung zwischen PDS und SPD in Prenzlauer Berg fiel aus. Einen Tag nachdem die Wählergemeinschaft Bündnis Prenzlauer Berg sich mehrheitlich gegen den von der PDS nominierten Ex- DDR-Oppositionellen Burkhard Kleinert und für den SPD-Kandidaten Reinhard Kraetzer entschieden hatte, verschob der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Günter Bärwolff (PDS), die Bürgermeisterwahl auf den kommenden Donnerstag.

Der Grund: Das Bündnis Prenzlauer Berg hatte sein Votum für den SPD-Mann und die Bildung einer Zählgemeinschaft mit den Sozialdemokraten davon abhängig gemacht, daß die Bezirksverordneten alternativ zwischen beiden Kandidaten entscheiden können. Dies sei aber im Bezirksverwaltungsgesetz nicht vorgesehen, befand der Ältestenrat des Bezirksparlaments in Prenzlauer Berg nach längerer Beratung.

In Prenzlauer Berg sorgte die Bündnis-Entscheidung für die SPD für Unmut (siehe Kommentar). Für viele war die Entscheidung nicht nachvollziehbar. Kleinert habe nicht das Format, Bürgermeister zu werden, erklärte das Bündnismitglied Phil Hill. Das sei ausschlaggebend gewesen. Bei der Vorstellungsrunde habe er keine gute Figur gemacht. Als Wirtschaftsstadtrat könne man ihn sich aber sehr gut vorstellen. Andere verteidigten Kleinert, der bei der Vorstellung sehr nervös gewesen sei. Ihm sei in der Vollversammlung ein geradezu feindseliges Klima entgegengeschlagen. Vor der Befragung sei er für eineinhalb Stunden vor die Tür geschickt worden. PDS-Vertreter reagierten enttäuscht und warfen dem Bündnis vor, Kleinert mit fadenscheinigen Gründen abzulehnen.

In Hohenschönhausen fiel überraschend die parteilose PDS-Kandidatin Bärbel Grygier durch. Die 40jährige Psychologin und Sexualtherapeutin war bislang Gesundheitsstadträtin. Ihr wurde ein Interview zum Verhängnis, in dem sie sich abfällig über die Körpersprache eines SPD-Stadtrates geäußert hatte. Dafür wurde sie auch aus den Reihen der CDU attackiert, die zuvor noch ihre Fachkompetenz gelobt hatte. Die Grünen hatten zwar erklärt, Grygier stünde ihnen in vielen Punkten nahe, bei der Wahl enthielten sie sich aber der Stimme. Grygier fiel in drei Wahlgängen durch. Die Wahl wurde daraufhin auf den 13. Dezember vertagt.

Der Marzahner PDS-Kandidat Harald Buttler benötigte zwei Wahlgänge, bis er mit einer Stimme aus einer anderen Partei zum Bürgermeister gewählt wurde. Der 58jährige Wirtschaftshistoriker war bislang Sozialstadtrat. Er gehörte zu DDR-Zeiten dem FDJ-Zentralrat an und ist wegen seines autoritären Stils umstritten.

Mit einer großen Mehrheit wurde in Hellersdorf der 36jährige PDS-Mann Uwe Klett zum Bürgermeister gewählt. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler und bisherige Sozialstadtrat erhielt auch Stimmen aus anderen Fraktionen. Als Bürgermeister will Klett außerdem die Ressorts Wirtschaft und Soziales leiten.

In Friedrichshain zeichnet sich unterdessen ein Putsch der PDS- Fraktion gegen die eigene Stadtratskandidatin ab. Nachdem der bisherige Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu (SPD) knapp im Amt bestätigt wurde, droht der bisher von der PDS nominierten Baustadträtin Martina Albinus Gefahr aus den eigenen Reihen. Sie hatte sich in der Vergangenheit vor allem durch große Investorenfreundlichkeit ausgezeichnet. Zwar wurde Albinus bei einer Fraktionssitzung der PDS mit einer Stimme Mehrheit wieder zur Stadtratskandidatin nominiert, Beobachter schließen aber nicht aus, daß Albinus beim Wahlgang selbst aus der eigenen Fraktion auch Gegenstimmen bekommt. Uwe Rada, Dorothee Winden

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