Konkurrenzkampf mit anonymen Briefen

■ Sket-Manager zeigen sich selbst an, um den Vorwurf des Betrugs ausräumen zu lassen. Am Donnerstag wird über die Zukunft des größten ostdeutschen Maschinenbauunternehmens entschieden

Berlin (taz/AP) – Die beiden Spitzenmanager des größten ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbauers Sket in Magdeburg haben sich selbst angezeigt. Auf diese Weise wollen sie nachweisen lassen, daß die Behauptung von einem anonymen Briefschreiber falsch ist. Der hatte Mitte Oktober den Vorwurf erhoben, Carsten Oestmann und Helmut Borchert hätten Fördergelder in Millionenhöhe veruntreut, indem sie für Sket bestimmte Mittel an andere Firmen weiterleiteten, an denen sie ebenfalls beteiligt sind. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft – gegen die beiden Sket-Geschäftsführer und gegen den unbekannten Briefautor.

Borchert gibt sich optimistisch, daß die Vorwürfe schnell ausgeräumt werden: Mitarbeiter der Treuhandnachfolgeorganisation BVS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben) und Wirtschaftsprüfer nähmen ständig alle Zahlen des Unternehmens unter die Lupe. Selbst wenn man wollte, könne kein Pfennig veruntreut werden. „Wir haben gläserne Taschen“, meint Borchert, der zusammen mit Oestmann vor einem Jahr 51 Prozent der Sket von der Treuhand übernahm. Unterstützung finden die beiden Manager bei der Belegschaft. Nicht nur dort hält man die Vorwürfe für eine gezielte Attacke der Konkurrenten, die im Ausland schon öfter das Gerücht vom Ableben der Sket streuten und damit Kunden verunsicherten. Schließlich steht am kommenden Donnerstag bei Sket eine Aufsichtsratssitzung an, auf der über die Zukunft des Betriebs entschieden werden soll. Während die beiden Spitzenmanager gegen einen Abbau der derzeit knapp 2.000 Beschäftigten sind, will die BVS 800 Leute von der Lohnliste streichen. Ein Kranwerk soll ganz geschlossen werden. Vermutlich sitzt die BVS am längeren Hebel: Weil noch ein Untersuchungsverfahren bei der EU-Kommission wegen unerlaubter Subventionen läuft, ist der Privatisierungsvertrag bisher noch schwebend unwirksam – die BVS hat nach wie vor das Sagen. Oestmann und Borchert hatten Mitte November gedroht, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen, wenn die BVS-Pläne beschlossen würden.

Focus berichtet, der Schwermaschinenbetrieb in Magdeburg werde 1995 voraussichtlich rund 60 Millionen Mark Verlust erwirtschaften. Die Sket-Manager verweisen hingegen darauf, daß die Produktivität bei Sket deutliche Fortschritte mache: Im laufenden Halbjahr habe sich der Umsatz pro Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Mit 220.000 Mark liege Sket nur noch 30.000 Mark unterm Branchendurchschnitt. aje