Ermittler auf dem Holzweg – Panne oder Vorsatz?

Im Dezember 1993, zwei Wochen nach der ersten Briefbombenserie, schrieb eine „Kampfeinheit Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg“, alles sei von langer Hand geplant, ein paar unbedeutende Tatausführende seien fürs Netz vorbehalten, die wahren Täter werde man nicht finden.

Am 16. Oktober 1995, genau an dem Tag, als der ehemalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) beim Briefbombenprozeß seine verstümmelte Hand auspackt, explodieren zwei weitere Bomben.

Die Technik dieser vierten Serie ist so ausgereift, daß sich die Zünder kaum noch entschärfen lassen.

Am nächsten Tag können die Ermittler im Wiener Innenministerium wieder bei null anfangen. Alle Drohungen der „Kampfeinheit Starhemberg“ – einer Gruppe der „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ (BBA) – sind wahr geworden: Mit Binder und Radl hat die Staatspolizei allenfalls Mittäter vor Gericht gebracht.

Vier Todesopfer und 13 Verletzte lautet inzwischen die Bilanz der Bajuwaren.

Angesichts der Erfolglosigkeit der Polizei schließt der Innenminister jetzt auch undichte Stellen bei der Sonderkommission nicht mehr aus. Vor kurzem erhob ein Gutachter schwere Vorwürfe: In den Bekennerschreiben der BBA seien Details aus seinen strenggeheimen Gutachten zu lesen gewesen.

All das kann kaum verblüffen: Bei der Wiener Staatspolizei hat die Polizeigewerkschaft AUF fast alles unter Kontrolle. Und die ist der „Freiheitlichen Bewegung“ Jörg Haiders treu ergeben. Daniel Asche