Betr.: Präsident Kennedyplatz

Selten nur wissen BürgerInnen zu schätzen, wenn sich die öffentliche Hand öffnet, und Geld springen läßt. Am Präsident Kennedyplatz investierte die bremische, sonst knickrige Kralle 3,2 Millionen Mark in einen Fahrrad- und FußgängerInnen-freundlichen Platz. Mehrere gut erzogene und kunstsinnige AnwohnerInnen des Platzes hatten daher eigens eine Lob-Hymne an die Stadt verfaßt.

Bei Eiseskälte sangen sie gestern gar lieblich: „Danke für all die schönen Plätze, danke auch für diesen hier, danke für Euer Schön-Geschwätze, dafür danken wir“.

Anlaß für die Dankrede und für den Sing-Sang gestern war – wie sollte es anders sein – der Nikolaus-Tag. „Da ist es Sitte und Tradition etwas zu schenken, auch wenn es gar nicht bestellt worden ist“, sagte Jürgen Alberts, Schriftsteller und unmittelbarer Nachbar des Platzes.

Täglich erfreut er sich an dem makellosen Rund. Einmalig sei dieser „erste, störungsfreie Radfahrer-Kreisverkehr“. Schade nur, daß ihn niemand in dieser Stadt so recht zu würdigen weiß.

Da meckerte zum Beispiel Herr Lindemann aus der Obst-Bude am Wallgraben: „Der Fedelhören ist jetzt ganz von der Innenstadt abgeschnitten.“ Er wird nie verstehen, warum das Bauressort eine Straße mitten über den rund 4.000 Quadratmeter großen Platz führte. „Ist doch verschenkt!“, empörte sich Herr Lindemann. Und hat eine Menge Vorschläge für die bessere Verwendung parat. Was könnte man nicht alles auf der großen Fläche machen: Märkte oder Konzerte zum Beispiel.

Aber nein, die nicht gepflasterte Hälfte des Kennedy-Platzes wird begrünt. Um auch sie in dieses Gesamtkunstwerk zu integrieren, steckten die AnwohnerInnen ein ordnendes Hinweisschild in die Erde: „Hier eröffnet Bremen ein Jet-Set Hundeklo“. Herr Holtorf, ein schwarzer Mischlingsrüde hob sodann das Beinchen und weihte den Ort gestern schwungvoll ein.

Ulrike Focken

Foto: Karsten Joost