„Es betrifft meine Frau. Ich war keiner.“

■ Parteivorsitzender Lothar Bisky über den Kurs der PDS und über die IM-Vorwürfe

taz: Die wichtigen Gespräche mit der SPD führt Gregor Gysi; sind Sie eigentlich noch der Kopf der PDS?

Lothar Bisky: Zwischen Gregor Gysi und mir ist alles abgestimmt. Das Treffen mit Lafontaine war kein Gespräch unter Parteivorsitzenden.

Wann dürfen wir denn damit rechnen?

Das weiß ich nicht, ich wäre dazu bereit. Aber das liegt ja auch an Lafontaine. Bislang hat die SPD noch nicht einmal den kleinen Finger in unsere Richtung ausgestreckt. Auch eine Umarmung sehe ich also noch nicht, sondern nur viel Nebel.

Was heißt das: Sie wollen „die politische Konkurrenz mit SPD und Grünen um einen Dialog ohne Vorbedingungen erweitern“?

Es hat von beiden Seiten keinen Sinn, für Gespräche irgendwelche Vorbedingungen zu stellen. In Mecklenburg-Vorpommern wurden ja einmal vier Bedingungen dafür formuliert, so was ist aber eher belastend, als daß es normale Gespäche begünstigt.

Sie sind also nicht dabei, sozialdemokratisch zu werden?

Es besteht keine Gefahr.

Was Ihre eigene Vergangenheit betrifft, liegen neue Stasiakten vor – sind Sie doch IM gewesen?

Herr Gauck und seine 3.000 Mitarbeiter machen mich nicht zum IM. Ich war keiner. Es betrifft meine Frau, das weiß ich seit Dienstag eindeutig. An meiner Frau habe ich ihre Schönheit und andere Qualitäten immer bewundert, ihre Arbeit hat mich früher nicht besonders interessiert, das hat sie zu Recht kritisiert. Aber ich denke nicht daran, mich jetzt über unsere Intimsphäre auszubreiten, es geht ja auch in dieser Diskussion nicht um meine Frau.

Wann hat Ihre Frau denn zum ersten Mal mit ihnen darüber geredet?

Das war 1992 nach einem Artikel in der Bild-Zeitung, daß IM Ruth meine Frau sei. Schon damals wurde ich dazu befragt, und ich habe dasselbe wie heute gesagt: Ich hoffe, daß es in diesem Land keine Sippenhaftung gibt.

Liegt dann nicht aber der Vorwurf nahe, daß sie Sie gelenkt oder zumindest abgeschöpft hat?

Dazu kann ich mich nicht äußern.

Interview: Holger Kulick