Kommentar
: Ihre Kinder

■ Spießers Hosenflattern schafft Krawall

Alle Jahre wieder: Silvester steht vor der Tür, und im Viertel grassiert das Muffensausen. Und schlimmer als in den Jahren zuvor: ein Teil der Viertel-BewohnerInnen hat aus den Neujahrs-Erfahrungen den fatalen Schluß gezogen, sich lieber ängstlich zu verbarrikadieren, als über neue Deeskalationsmodelle nachzudenken, und vielleicht auch einen Teil dazu beizutragen. Bei Spießers daheim flattern gewaltig die Hosen.

Daß es reichlich Angst gibt, das kann man schon verstehen, wenn man sich an den blutig geschlagenen Schädel des Ortsamtsleiters bei der letzten Silvesterparty erinnert. Aber ein bissel weiter sollte die Erinnerung gehen, das kann man gerade im notorisch aufgeklärten Viertel schon verlangen. Denn: Die zweite Erfahrung aus dem letzten Jahr war, daß das Deeskalationskonzept mit der Party am Goethe-Theater im Prinzip gut geklappt hat. Diese Kids waren nicht auf Krawall zu bürsten.

So zwiespältig die Erfahrungen mit den ersten Schritten auch waren – es wäre fatal, diesen Weg nicht konsequent weiterzugehen. Zur Deeskalation gibt es ohnehin kein Alternative. Die Panik, die jetzt verbreitet wird, erzeugt mit Sicherheit Krawall. Wenn sich die Alten verschanzen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn die Jungen die Barrikaden stürmen. Die Alternative heißt: Freiräume für die Jungen schaffen. Schließlich sind es Ihre Kinder. Jochen Grabler