Krawallvermeidung unerwünscht

■ Viertel-AnwohnerInnen wollen die Tiefgaragen-Technoparty zu Silvester verhindern

Die Festvorbereitungen im Viertel laufen auf Hochtouren: „Die Leute besorgen sich schon Stahlplatten, um ihre Fenster zu verrammeln. Und statt über Silvester in Urlaub zu fahren, wollen die Anwohner hierbleiben, um ihre Häuser zu schützen.“ Anlaß für derartige Aufrüstung – so kraß stellt sie Anwohner Bernd Floris Flor dar – ist nicht die alljährliche Silvesterrandale, die im letzten Jahr so eskalierte, sondern ein Projekt, das dieser Randale den Boden entziehen will.

Um im Viertel auch speziell für Jugendliche ein bezahlbares Angebot machen zu können, will eine im Lagerhaus Schildstraße angesiedelte Kooperationsgemeinschaft eine Techno-Silvesterparty in der Tiefgarage Hohenpfad, direkt hinter dem Ostertorsteinweg, veranstalten. Die Idee schob unter anderem Ortsamtsleiter Robert Bücking an – nicht zuletzt, um mit der Integration möglichst vieler Initiativen dem ein oder anderen Krawallmacher Argument wie Stein aus der Hand nehmen zu können.

Diese Pläne stoßen auf heftigste Gegenwehr bei den AnwohnerInnen, die das Schlimmste befürchten: nämlich daß nicht Fenster und Autos der 300 Meter entfernten Sielwall-Nachbarn, sondern die ihren in Mitleidenschaft gezogen werden. „Das könnte ein Flächenbrand werden“, sagt Rechtsanwalt Flor, der eine Party-Verhinderungs-Initiative ins Leben gerufen hat. Er spricht von mindestens 3.000 Besuchern, die von gewaltbereiten autonomen Gruppen aufgemischt werden könnten, einer „hochexplosiven Situation im Kessel“, von „Anschlägen auf Häuser“. Zudem „mischt Robert Bücking das Viertel auf und will es mit anderen Gruppen besetzen“ – denn für gewöhnlich leben jugendliche Raver nicht im Viertel?

Eine Party am Sielwalleck wollte niemand organisieren, also wurde die Idee mit dem ungewöhnlichen, aber überschaubaren Partyort geboren. Nach langwierigen Verhandlungen haben sowohl die Bremer Parkplatz GmbH (BrePark), das Bauordnungsamt als auch der Innensenator ihr okay gegeben. Doch da die meisten Parkplätze von AnwohnerInnen gemietet sind, könnte das Projekt scheitern. Sie haben nicht nur die BrePark mobilisiert, deren Aufsichtsrat heute über eine Rücknahme ihrer Zustimmung nachdenken will. Einige wollen schlicht ihre Autos nicht aus der Garage räumen, obwohl ihnen ein Ersatzparkplatz in der Garage am Goethetheater und Mieterlaß für einen Monat versprochen wurde – „aus Prinzip“, sagt Anwohner Helmut Koch. Feiern ja, aber nicht an Silvester, da sei schon genug los. Andere wie Wolf-Dieter Beierle sind verstimmt, daß sie zu spät über die Pläne informiert worden seien. So wissen viele nicht, daß höchstens 500 bis 700 Leute in der Tiefgarage feiern sollen, mehr erlaubt das Bauordnungsamt nicht. Integration kann ohne die AnwohnerInnen natürlich nicht funktionieren, so das Lagerhaus. Bücking hat nun einen Rundbrief mit der Bitte zur Zustimmung verschickt.

Fiele die Raver-Party aus, die sich bereits herumgesprochen hat, wäre dies ein Grund mehr zur Aufregung bei den Jugendlichen, daß ihnen spießige Alt-68er die Tour vermasselt haben. „Wenn das scheitert, verpaßt das Viertel eine Chance“, ist sich Robert Bücking sicher – „nicht die Sicherheit, daß dann alles gut wird. Sondern die, einen Weg zu gehen, der dem Krawall die Grundlagen entzieht.“ skai