Sieben Verletzte bei Gasexplosion in Köpenick

■ Bei zwei Gebäuden wurden die oberen Stockwerke zerstört. Ein Mieter hat offenbar versucht, die von der Gasag abgesperrte Gasleitung wieder anzuschließen

Bei einer Gasexplosion in einem Köpenicker Wohnhaus sind am späten Mittwoch abend sieben Menschen verletzt worden. Zwei Personen schweben noch in Lebensgefahr. Zu dem Unglück kam es, weil in einer Wohnung des dritten Obergeschosses eigenmächtig eine Gasleitung aufgebrochen wurde. Die Explosion wurde durch Funkenflug ausgelöst.

Der dritte Stock des Gebäudes in der Glienicker- Ecke Pestalozzistraße wurde völlig zerstört, das Dach weggerissen. Auch die oberen Stockwerke des Nachgargebäudes in der Pestalozzistraße 19 wurden zerstört. Hier wurde durch die Wucht der Explosion außerdem die Seitenwand des Mietshauses eingedrückt, mehrere Wände weisen Risse auf. Köpenicks Bauamtsleiter Bernd Ziemann schätzt den Sachschaden auf „Minimum 300.000 Mark“. Die Polizei hingegen spricht von mehreren Millionen Mark. Ein Großaufgebot von 150 Polizeibeamten, 80 Feuerwehrleuten und 40 Helfen des Roten Kreuzes war bis in die Morgenstunden hinein im Einsatz. Die 21 Mieter des Unglücks- und Nachbarhauses wurden evakuiert.

Die beiden Bewohner der Unglückswohnung, ein 45jähriger Mieter mit seiner gleichaltrigen Freundin, erlitten Verbrennungen dritten Grades. Ihr Zustand galt als ernst. Offensichtlich hatten sich die beiden in alkoholisiertem Zustand an der Gasleitung zu schaffen gemacht. Die Gasag hatte den Mietern bereits am 14. Juli den Hahn abgedreht. Der Grund: unbezahlte Rechnungen. Der Zähler war daraufhin abgebaut und an seiner Stelle ein Verschlußpropfen eingesetzt worden, der überdies mit zwei Schellen abgesichert war. „Um die Leitung hier aufzubrechen“, sagte Gasag-Sprecherin Birgit Stegmeier, „gehört schon außergewöhnliches, handwerkliches Geschick.“

Die Polizei hat am Unglücksort eine Rohrzange sichergestellt. Sie fand aber keine Verbindungsschläuche, mit denen der Mann das Gas an seinen Herd hätte anschließen können. Der Gasag-Sprecherin war schleierhaft, wie es zu der Explosion kommen konnte. Gas werde erst bei einem Anteil von 4,4 Prozent im geschlossenen Raum entzündlich. Da es aber mit streng riechendem Schwefel versetzt sei, „reißt jeder normale Mensch sofort die Fenster auf“.

Erst vor einem Monat waren bei einer Gasexplosion in Prenzlauer Berg vier Menschen verletzt worden. Ein 40jähriger hatte einen Gaszähler manipuliert. Die beiden Unfälle waren laut Gasag die einzigen in diesem Jahr. Christoph Oellers