■ Unter den Linden: Tempo 30 für die Lindenstraße!

Sie sterben wie die Fliegen. Kaum setzen sie einen Fuß auf die Straße, schon werden sie angefahren; kaum setzen sie sich hinters Steuer, schon bauen sie einen Unfall. So wie weiland 1986, als Hans und Helga noch ein Paar waren und in Skiurlaub fahren wollten: Grade mal bis zum nächsten Münchner Vorort haben sie's geschafft, und dann hat Hansemann einem anderen die Vorfahrt genommen. Ergebnis: Auto kaputt, gebrochener Arm, Schleudertrauma.

Glück gehabt. Aber meistens passiert ja mehr. Zuletzt hat es den Beimer-Buben Benny und den Vorzeigeossi Dieter Ranzow beim Busfahren erwischt. Hach, was waren wir erschüttert! Aber Benny hat ja eh schon ewige Zeiten keinen Fuß mehr in die Lindenstraße gesetzt. Und um den ewig nölenden Dieter ist es auch nicht wirklich schade. Vor vier Monaten hat es ja schon seine Schwester, die sächselnde Blumenhändlerin Claudia Ranzow, getroffen. Mit dem Pkw-Kühler zuerst. Gesehen haben wir das zwar nicht. Aber das schreckliche Quietschen der Bremsen, dann der dumpfe Aufprall, das war immerhin zu hören. Und dann natürlich die entsetzte Stimme von ihrem Olaf, der vom Fenster aus alles mitansehen mußte: „Nein! Nicht meine Claudia!!!“ hat er geschrien. Aber da war's schon zu spät. Die damals sechste Verkehrstote in zehn Jahren „Lindenstraße“ hatte bereits ihr Leben gelassen.

Aber auch ungeborene Serienhelden hat uns der grausame Straßenverkehr schon gekostet: Beate Sarikakis' Baby! Bei einem Autounfall in Griechenland hat sie es verloren. Und ihre Mutter gleich mit: Elisabeth Dressler war nach dem Unfall sofort tot. Beates eigener Mann Vasily war der Todesfahrer. Und als hätte er damit nicht schon genug Elend über seine Familie gebracht, fuhr er dann auch noch seinen Schwiegervater Dr. Dressler mit einem Kleinbus über den Haufen. Das tragische Ergebnis müssen wir nun wöchentlich ertragen: Dr. Dressler sitzt seitdem im Rollstuhl!

Aber auch Beate Flöters Vater, der blinde Steffan Nossek, Marion Beimers radfahrender Freund und der süße Hund „Beimer“ – alle überfahren! Alle tot! Die „Lindenstraße“ wird entvölkert durch den Fluch des mordenden Automobils! Retten wir die Zukunft unserer Serie, bevor das Auto wieder zuschlägt! Gründen wir eine Bürgerinitiative: Tempo 30 für die Lindenstraße! Frank M. Ziegler