■ Das Portrait
: Der Planetenboß

Jupiter war der Blitze schleudernde Kriegsgott bei den alten Römern, aber auch der Bringer des himmlischen Segens. Die lateinische Version des griechischen Zeus war der wildeste und größte der Götterriege – genauso, wie der gleichnamige Planet im Sonnensystem als riesige Kugel in der Mitte der Planetenreihe den Boß neben der Sonne spielt. Mit einem Durchmesser von über 142.000 Kilometern ist er mehr als 11mal so groß wie unsere Erde und 320mal so schwer. Rastlos dreht er sich in nur zehn Stunden um seine Achse. Elektrische Stürme toben wahnwitzig durch seine Atmosphäre, und sein berühmtes rotes Auge – eine Windhose auf der Südhalbkugel mit einem Durchmesser, größer als die Erde – beobachtet die Wirkungen seiner Kraft: Sein Schwerefeld verändert die Flugbahn der Kometen im Sonnensystem und reißt Lücken in den Gürtel der Asteroiden.

Das Auge Jupiters blickt auf irdischen Besuch Foto: Archiv

Er ist keine Schönheit wie der Nachbar Saturn mit seiner Ringkrone. Aber er hat es trotzdem zu einem Harem aus mindestens 16 Monden gebracht. Die vier größten sind Io, Europa, Callisto und Ganymed. Sie wurden schon 1610 von Galileo Galilei und dem Ansbacher Hofastronomen Simon Mayr gesichtet. Beide reklamierten den Ruhm des Entdeckers für sich.

Die großen Monde wurden nicht von ungefähr nach Geliebten des Zeus benannt, wie zum Beispiel Ganymed, „der Schönste der Sterblichen“ und mythischer Mundschenk des Gottes. Mit der nächsten Trabantin, Io, hat der Planet immer noch heftigen Verkehr: Sein Magnetfeld saugt Teilchen aus den Vulkanen des Mondes ab, und das Gravitationsfeld Jupiters heizt Io mächtig ein, indem es ihren Körper heftig durchknetet.

Dabei ist Jupiter eigentlich ein Weichei. Seine oberste flüssige Schicht besteht aus Wasserstoff. Nur im Inneren vermuten die Forscher einen harten Kern von der Größe der Erde. Zumindest die Zusammensetzung der Atmosphäre soll nun ein 340 Kilogramm schwerer Meßkegel klären. Er wurde von der Sonde Galileo abgeschossen und segelt an Fallschirmen eine Stunde durch die dichten Gase, bis er zerdrückt wird wie ein U-Boot, das zu tief taucht. Ob Kohlenstoff und Sauerstoff als Bausteine irdischen Lebens zu finden sind, dürfte unerheblich sein. Bei den ungastlichen Bedingungen auf Jupiter müßten Lebewesen ein dickeres Fell haben, als Erdlinge sich vorstellen können. Reiner Metzger