Neue Liebe zu Berlin

■ Pro7 gibt seine Lizenz in Kiel wegen des neuen Landesmediengesetzes auf

Berlin (taz) – Bei Pro7 geht es Schlag auf Schlag. Kaum hat der Sender bekanntgegeben, wie er an die Börse gehen will, da beantragt er auch schon eine neue Lizenz, und zwar in Berlin. Nachdem nämlich am Mittwoch der Landtag von Schleswig-Holstein ein neues Mediengesetz verabschiedet hat, das den Fernsehmachern zu rigide ist, will man auf die bereits beantragte Verlängerung der dortigen Lizenz verzichten und eine neue bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beantragen. In Schleswig-Holstein hat die regierende SPD die strengsten Antikonzentrationsregeln aller Länder in ein Gesetz gegossen. Danach müßte Thomas Kirch, Miteigentümer von Pro7, künftig glaubhaft machen, daß er von der Mediengruppe seines Vaters Leo unabhängig wirtschaftet.

Um dem zu entgehen, bemüht sich Pro7 jetzt um eine Lizenz in Berlin. Dort leitet zwar mit Hans Hege ein Direktor die Medienanstalt MABB, der als scharfer Konzentrationskritiker bekannt ist und vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Lizenz des Kirch- Senders DSF prozessiert. Aber nach der angekündigten Umstrukturierung in eine Aktiengesellschaft hatte Pro7-Geschäftsführer Georg Kofler schon mal einen Versuchsballon über Berlin gestartet: Er beantragte – und erhielt – eine Antennenfrequenz. Dabei dürfte auch die Ankündigung, sich mit einem eigenen Studio in Berlin und erheblichen Investitionen in Eigenproduktionen zu engagieren, eine Rolle gespielt haben.

Derzeit läuft unter den Landesmedienanstalten das vorgeschriebene Abstimmungsverfahren über die geplante Umwandlung von Pro7 in eine AG. Vermutlich, so sagte gestern Hans Hege der taz, werde dieses in der Direktorenkonferenz am 9. Januar abgeschlossen. Dann werde die Berliner Lizenz möglicherweise noch Ende Januar erteilt. MR