■ Was ist nachhaltige Entwicklung?
: „Eine sinnentleerte Worthülse ...“

Ilse Danner, 22 Jahre, Hotelfachfrau

Im Negativen fällt mir da die Gentechnologie ein. Alles wird weiterentwickelt, aber es wird deswegen nicht besser. Diese Entwicklung kann aber auch positiv sein, beispielsweise bei der Legalisierung von Cannabis. Lange Zeit war es strikt verboten. Jetzt greift man langsam auf frühere Erfahrungen mit der Heilpflanze zurück. Vielleicht gibt es Cannabis ja bald in der Apotheke zu kaufen.

Maximilian Schneider, 67 Jahre, Rentner

Ich habe mir wirklich noch keine Gedanken darüber gemacht, was eine ,nachhaltige Entwicklung‘ sein könnte. Und ich wüßte ehrlich gesagt auch nicht, warum ich mich mit solch idiotischen Begriffen beschäftigen sollte. Eine Entwicklung, die auch noch nachhaltig sein soll, ist sowieso eine sinnentleerte Worthülse. Mit solchem Unsinn will ich überhaupt nichts zu tun haben.

Iphigenie Süßdorf, 35 Jahre, Ärztin

Wahrscheinlich handelt es sich um Ereignisse, die auf die Zukunft ausgerichtet sind, sowohl ökologisch als auch soziokulturell. Vieles hat nachhaltige Auswirkungen. Zum Beispiel bewirkt die Industrialisierung, daß die Umwelt mehr und mehr und deshalb sozusagen nachhaltig zerstört wird. Damit hätte vorher niemand gerechnet, also ist es eine Entwicklung mit unvorhersehbaren Nachwirkungen.

Ergkiouyl Sali-Oglou, 18 Jahre, Schüler

Ich habe wirklich keine Ahnung, was ,nachhaltige Entwicklung‘ bedeuten könnte. Wahrscheinlich hat es irgendwas mit der Zukunft zu tun. Ich will zum Beispiel Anwalt werden und mache gerade ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei. Wenn ich gezielt auf meine Zukunft hinarbeite und irgendwann tatsächlich Anwalt bin, finde ich diese Entwicklung ganz schön nachhaltig.

Rolf Schulten, 36 Jahre, Fotograf

Ich kenne jemanden, der gerade in Geografie seine Diplomarbeit über ,nachhaltige Entwicklungen‘ schreibt. Wenn ich mich recht entsinne, bedeutet es, eine Entwicklung ökologischer und ökonomischer Art anzustoßen, die es auf Dauer ermöglicht, Ressourcen zu nutzen, ohne daß sie völlig verschwinden und uns trotzdem noch menschliche Entwicklungsmöglichkeiten offenlassen.

Margot Herre, 47 Jahre, Schriftsetzerin

Bisher habe ich den Begriff noch nie gehört. Grundsätzlich stelle ich mir darunter aber einen Fortschritt zum Positiven hin vor. Außerdem erinnert es mich doch stark an die abgedroschenen Begriffe aus DDR-Zeiten. Ich habe damals als Schriftsetzerin gearbeitet: Da hatte ich allein durch meinen Beruf mit solchen und ähnlichen Floskeln am laufenden Band zu tun.

Umfrage: Sonja Schmitt

Fotos: Wolfgang Borrs