Rettungsfallschirm für die Flughafen Holding

■ Finanzsenator Pieroth bietet 100 Millionen Mark für 100 Hektar Ackerland, damit die BBF Kredite zurückzahlen kann

Das hochverschuldete Land Berlin will der angeschlagenen Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) finanziell unter die Arme greifen. Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) hat angeboten, brachliegende Grundstücke am Flughafen Schönefeld aus dem Besitz der Holding aufzukaufen. Das könnte der BBF in letzter Minute aus der Klemme helfen: In Kürze werden nach Angaben von BBF-Sprecherin Rosemarie Meichsner 65 Millionen Mark an Krediten fällig, die die Gesellschaft sonst kaum bezahlen könnte. Thomas Gayda, Sprecher des Finanzsenators, bestätigte das Kaufangebot auf Anfrage. Nach Informationen der taz hat Pieroth maximal 100 Millionen Mark angeboten.

Bei der Aufsichtsratssitzung der Flughafen Holding am kommenden Montag werden sich die Gesellschafter Berlin (37 Prozent), Brandenburg (37 Prozent) und der Bund (26 Prozent) darüber streiten, ob 100 Millionen Mark genug für die Grundstücke sind. „Nein“, meint die brandenburgische Landesregierung. Denn die von der BBF beauftragte Landesentwicklungs-Gesellschaft Brandenburg hatte für die Grundstücke zur Erweiterung des Flughafens 1992 bis zu 400 Mark pro Quadratmeter bezahlt. Die Flughafen-Gesellschaft steht bei den Banken, die den Kauf finanzierten, deshalb mit rund 540 Millionen Mark in der Kreide. Jedes Jahr kommen Zinsen dazu. Dieses Jahr mußte die Holding 27 Millionen Mark Zinsen zahlen. Brandenburg will nun erreichen, daß Berlin mehr für die Grundstücke bezahlt, damit die verbleibende, unter den Gesellschaftern aufzuteilende Kreditrückzahlung möglichst niedrig ausfällt.

Berlin soll hingegen höchstens 100 Millionen (rund 100 Mark pro Quadratmeter) anbieten, weil der Verkehrswert des zur Zeit nutzlosen Ackerlandes inzwischen rapide gesunken ist. Schließlich hat die BBF ihre Erweiterungspläne ins sogenannte „Baufeld Ost“ mittlerweile begraben.

Für den Senat stellt der mögliche Kauf ein „risikoreiches Unterfangen“ dar, wie Berliner Immobilienmakler meinen. Alles hängt davon ab, ob sich Schönefeld in Zukunft zum Hauptstadt-Flughafen entwickelt. Zwar deutet augenblicklich einiges darauf hin, doch die Entscheidung zwischen Schönefeld und Sperenberg wird noch länger auf sich warten lassen. Bekommt Schönefeld den Zuschlag, könnte der Senat die Flächen gewinnbringend als Gewerbegebiet und Bauland vermarkten. Im anderen Fall hätte der Finanzsenator einen horrenden Preis für wertloses Ackerland bezahlt.

Ohnehin tut Pieroth der BBF einen Gefallen. Denn die 100 Millionen Mark für die Grundstücke muß er bei der Bank pumpen und damit jene Zinsen zahlen, die andernfalls die BBF zu zahlen hätte. Während Berlin für eigene Kredite die Zinsen voll tragen muß, ist es bei den Zinsverpflichtungen der Holding nur in Höhe seines Anteils von 37 Prozent beteiligt.

Kurz vor der Aufsichtsratssitzung wurde außerdem bekannt, daß die Gläubiger der BBF eventuell einen einjährigen Zahlungsaufschub gewähren. Die erste Rate würde dann erst Ende 1996 fällig. Das Problem der mangelnden Liquidität der Flughafen-Gesellschaft wäre damit zwar nur aufgeschoben, aber es entfiele der Handlungsbedarf in Sachen Grundstücke. Hannes Koch