Überrascht von der Bremer Friedfertigkeit

■ Italienische Fußballfans staunten über große Turnhallen, Fahrradwege, intakte Telefonzellen und die Ruhe im Bremer Stadion: „Hier können sogar Kinder hin“

„Beim ersten Besuch im Weser-Stadion hatten die jugendlichen Fußballfans Angst vor Gewalt und Kälte, beim zweiten Mal nur noch vor Kälte“. Christian Sauter vom ,Verein für europäische Kultur und Bildungsarbeit' ist zufrieden mit dem zweiwöchigen Austausch zwischen fußballbegeisterten SchülerInnen aus Bremen und Prato bei Florenz. Die ItalienerInnen, die Ende letzter Woche wieder gen Heimat geflogen sind, waren überrascht, wie friedlich es bei den Spielen des SV Werder zugeht.

„Hier können sogar Kinder ins Stadion“, staunten die SchülerInnen, die in Florenz ganz andere Erfahrungen mit Gewalt gemacht haben. In ihrer Heimat ist die Fanszene völlig unorganisiert, und sie wird immer noch von den Vereinsoberen und den Verantwortlichen in den Städten alleingelassen. Im offiziellen Fanclub sind vor allem ältere Mitglied, während sich um die gewaltbereiten „Ultras“ keiner kümmert. „Die werden stigmatisiert und bekommen für Jahre Stadionverbot“, sagt Sauter. In Bremen dagegen haben die Integrationsversuche durch das Fan-Projekt dazu geführt, daß die Gewalt zumindest eingedämmt werden konnte. Selbst die härtesten Hooligans halten sich an bestimmte Regeln wie „keine Waffen“ und „Unbeteiligte nicht mit hineinziehen“.

Zum Abschied kickten die ItalienerInnen noch einmal gegen die Fußball-AG der Gesamtschule Mitte in der Werderhalle. Die ItalienerInnen nutzten die Chance und revancierten sich mit einem 2:2 für die 4:0-Niederlage der Vorwoche. „Das war ganz wichtig, auch wenn die Italiener etwas zu hart gespielt haben“, findet Sauter.

Die meisten italienischen Jugendlichen waren das erste Mal im Ausland und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Sie wunderten sich über die großen Turnhallen und über intakte Telefonzellen oder die Existenz von Fahrradwegen. Großes Aufsehen erregte auch eine Deutsche, die mit rotgefärbten Haaren zur Schule kam. Freiheit und Offenheit seien hier größer als in Italien, meinten viele der Gäste, während Sauter an den Jugendlichen gerade ihre Offenheit und Neugier faszinierte: „Das zeigte sich auch beim Essen. Die haben sogar den deutschen Hackbraten in der HfT-Mensa runtergekriegt.“

loh