„Kultur geht kaputt“

■ Shakespeare-Company unterstützt die Bremer Lappland-Initiatve

„Da geht eine Kultur kaputt“, sagt Norbert Kentrup. „Da werden die Folgen einer Atompolitik sichtbar, die bei uns immer noch propagiert wird.“ Deswegen wollten er und die Shakespeare Company sich nicht aus dem Konflikt der Sámi auf der russischen Kola-Halbinsel heraushalten. Mit einer Benefiz-Vorstellung von „Mensch Hermann“ unterstützte die Company, gemeinsam mit Theaterleuten aus anderen Städten, die Bremer „Lappland-Initiative“. Auch nach den folgenden Vorstellungen des Stücks wurde für die russischen Sámi gesammelt – für den Bau eines Altenheims, für die Finanzierung von Schul- und Studienplätzen, vor allem aber fürs blanke Überleben: Der Hunger ist allgegenwärtig unter den Sámi, wie die InitiatorInnen der Hilfsaktion am Wochenende berichteten.

Weite Teile der Kola-Halbinsel sind verseucht – soviel weiß man hierzulande durch Preseberichte. Doch über die genauen Lebensumstände der der dort lebenden Sámi sei wenig bekannt, erklärten Margret und Günter Böttcher, die Bremer Begründer der „Lappland-Initiative“. Von der russischen Regierung in Reservate eingezwängt, fehle es den Sámi zur Zeit an den notwendigsten Lebensmitteln. „Diese Menschen leben oft nur noch von Brot und Tee“, berichtete Margret Böttcher. Folge: „Sie müssen von der Natur leben.“ Das aber sei in den weithin verstrahlten Gebieten der Kola-Halbinsel lebensgefährlich. „Selbst russische Zeitungen rufen inzwischen dazu auf, im Umkreis von 50, 60 Kilometern keine Beeren und Pilze mehr zu sammeln“. Und in der Umgebung der Nickelwerke gehe „ein schwarzer Regen“ auf die Menschen nieder.

Dagegen soll ein Hilfsprogramm etwas tun, das die Bremer Initiative gemeinsam mit den Sámi entwickelt hat. „Welches sind eure Ideen, wo können wir am besten helfen?“ fragten die Böttchers – „wir wollten nicht unsere Vorstellungen von außen überstülpen.“ Vier Schwerpunkte wurden herausgearbeitet: Geld für Medikamente und Lebensmittel; der Bau eines Altenheims in Lovozero, wo rund 1000 der 1800 Kola-Sámi leben; Schulmittel – es fehlt an Tafeln, Kreide, Heften, Schulbüchern und Handwerksmaterial jeglicher Art; schließlich: Sicherung von Studienplätzen. Zur Zeit studieren 45 Kola-Sámi an unterschiedichen Hochschulen in Rußland. „Ihre Ausbildung ist wichtig für das ganze Volk“, sagen die Böttchers. Mit Hilfe qualifizierter Kräfte könnten sich die Sámi besser mit den Erfordernissen der Marktwirtschaft arrangieren. Für welchen Punkt des Hilfsprogramms das Bremer Geld ausgegeben wird, auch das werden die Sámi selbst entscheiden.

Das Hilfsprogramm steht unter der Schirmherrschaft von Antje Vollmer, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Die Benefiz-Vorstellung am Leibnizplatz war allerdings die erste größere Aktion dieser Art, sagt Günter Böttcher. Ansonsten zieht er mit einer eigenen Diaschau durch die Lande, um die Deutschen über die Kola-Sámi zu informieren und um Geld für die Lappland-Initiative zu sammeln. „Mensch Hermann“ bot sich als Stück für diesen Zweck geradezu an, erklärte Norbert Kentrup, denn: „Hermann genießt larmoyant den Untergang der Welt“, dieweil Gut und Böse an seinem Gewissen nagen. tw

Spendenkonto:

Diakonisches Werk Bremen e.V.

Sparkasse Bremen

BLZ 290 501 01

Konto-Nr.: 106 17 12

Stichwort: „Russisch-Lappland“