Rätselraten um die entscheidende Stimme

■ Marzahns PDS-Bezirkschef Harald Buttler ist unter den Verordneten umstritten

Aller guten Dinge sind drei. Zumindest für den neuen Bezirkschef von Marzahn. Zum dritten Mal war Harald Buttler als Bürgermeisterkandidat für die PDS ins Rennen gegangen. Genau wie 1990 und 1992 war die Partei der demokratischen Sozialisten mit 45,8 Prozent stärkste Partei im Bezirk geworden. Doch dieses Mal ging der Großen Koalition der Zählgemeinschaft die Luft aus. Mit 23 zu 21 Stimmen und einer Enthaltung wurde Buttler vor zehn Tagen im zweiten Wahlgang zum Bürgermeister gekürt.

Da die PDS in der Marzahner Bezirksverordnetenversammlung allein 22 Sitze hält, herrscht bis heute großes Rätselraten, wem der 58jährige die entscheidende Stimme zu verdanken hat. Nicht wenige Verordnete haben Vorbehalte gegenüber dem prominenten Wirtschaftshistoriker. Denn in seiner seit 1992 andauernden Amtszeit als Sozialstadtrat wurden Pförtner aus Marzahner Sozialeinrichtungen ohne ausreichende soziale Sicherung ins private Bewachungs- und Sicherheitsgewerbe überführt. Buttler selbst hatte Fehler bei der Realisierung der Übernahmevereinbarung anerkannt und dafür gesorgt, daß die Vergütung der Pförtner auf der Basis des 94er Durchschnittsverdienstes gewährleistet und noch im Oktober nachgezahlt wurde.

„Mein tiefgeprägtes Sozialempfinden ist schon im Krieg und in den Jahren nach 1945 entstanden“, so Buttler über Buttler. Seine Kompetenz als Sozialstadtrat war nicht zuletzt durch seinen Vorgänger Andreas Röhl (SPD) anerkannt worden. Röhl fürchtete im Falle der Wahl eines PDS-Bürgermeisters allerdings das Ausbleiben von Investoren in Ostberlins ältestem Plattenbaubezirk. Buttler selbst, der seit 1981 im Neubau wohnt, zeigt diesbezüglich keine Scheu. „Als Bezirksbürgermeister würde ich gerne den Kanzler mit der realen Lage in einem Bezirk mit 163.000 Einwohnern vertraut machen.“

Doch in der Realität stehen zunächst andere Dinge auf der Tagesordnung. Bei der Entwicklung der Marzahner Promenade als zukünftigem Zentrum des Bezirks, die im März dem Hamburger Investor ECE übertragen wurde, sind noch viele Fragen ungeklärt. Ein Bürgerbüro war versprochen worden. Als Mitstreiterin kann Buttler die von der PDS nominierte parteilose Cornelia Reinauer betrachten. Die 42jährige aus Kreuzberg wurde als stellvertretende Bürgermeisterin und Stadträtin mit den Stimmen von 23 Verordneten gewählt. Trotz der PDS-Übermacht versprach Buttler, im Bezirksamt nach dem Konsensprinzipverfahren zu wollen. Kathi Seefeld