Chef im gläsernen Rathaus

■ Gesichter der Großstadt: Hellersdorfs neuer Bezirksbürgermeister Uwe Klett (PDS) ist innovativ und konfliktfreudig und plant ein Ressort für Öko-Stadtentwicklung

Bei den Bürgerinitiativen des Bezirks ist der neue Bezirksbürgermeister von Hellersdorf schon seit langem ein gerngesehener Gast. Uwe Klett hilft den Initiativen schon mal mit Tips, wie sie Einspruch gegen einen Bebauungsplan einlegen oder wie sie die Gesamtschule des Bezirks retten können. Das wäre nicht weiter ungewöhnlich, wäre der 36jährige PDS-Politiker nicht schon bisher Sozialstadtrat gewesen. Daß er als Amtsträger die Bürger über ihre Einspruchsmöglichkeiten informiert, hat ihm bei den Kollegen von SPD und CDU schon den Vorwurf eingebracht, er würde auch als Stadtrat noch Oppositionspolitik machen.

Doch Klett, der Anfang Dezember mit deutlicher Mehrheit zum Bezirksbürgermeister gewählt wurde, nimmt das eher als Kompliment. Auch in seinem neuen Amt will er für einen besseren Informationsfluß sorgen. Er ist für ein gläsernes Rathaus angetreten. „Alle Beschlüsse des Bezirksamtes und der BVV sollen in einem Amtsblatt veröffentlicht werden“, sagt Klett. Die Position der Ausländer-, Frauen- und Behindertenbeauftragten soll dadurch gestärkt werden, daß ihnen alle Vorlagen des Bezirksamtes vor der Beschlußfassung vorgelegt werden müssen.

Als Bürgermeister wird Klett weiter für Soziales zuständig sein, aber auch das Finanzressort übernehmen. Ihn hat schon immer geärgert, daß der Senat bislang die Bezirke bei den Finanzen gegeneinander ausgespielt hat und die Bezirke nicht offenlegen, wieviel Gelder sie vom Senat bekommen. Dem promovierten Wirtschaftswissenschaftler schwebt eine Art berlinweiter Finanzausgleich vor. Damit könnten ungleiche Entwicklungen bei den bezirklichen Einrichtungen korrigiert werden. Daß er mit solchen Ideen nicht nur auf Gegenliebe stoßen wird, stört ihn nicht. Er ist konfliktfreudig. „Auch mit dem Landesschulamt werden wir uns heftig anlegen müssen.“ Denn er will sich für den Erhalt der Hellersdorfer Gesamtschule einsetzen, der einzigen ihrer Art in Ostberlin.

Der Mann ist innovativ und von einem Veränderungsdrang beseelt. Auch die Idee, berlinweit das erste Ressort für ökologische Stadtentwicklung zu schaffen, stammt von ihm. In der Umweltpolitik hofft er auf eine gute Zusammenarbeit mit den Bündnisgrünen. Für die Ökopartei hat der passionierte Radfahrer durchaus Sympathien. Die beruhen auf Gegenseitigkeit, denn Klett kam mit den Stimmen der vierköpfigen grünen Fraktion ins Amt. Auch bei SPD und CDU gilt er als kompetent.

Anerkennung bekam Klett auch für seine Antrittsrede, in der er sich bei allen Hellersdorfern im Namen der PDS für das zu DDR- Zeiten begangene Unrecht entschuldigte. „Wir haben zuviel geschwiegen“, wirft sich Klett, der mit 22 Jahren in die SED eintrat, heute vor. Der gebürtige Babelsberger wuchs in einem politisierten Haushalt auf, auch seine Eltern waren in der Partei. Doch schon damals hatte er für die Bürgerrechtler Verständnis, sagt er.

Den Vereinigungsprozeß verfolgte er dann aus der Distanz. 1991 nahm er ein Universitätsstipendium in Glasgow an. Doch auch im fernen Schottland konnte er die Finger nicht von der Politik lassen: Als „Ideengeber“ (Klett) wirkte er bei der Gründung der Partei der Demokratischen Linken mit. Jetzt wird er bald mit Finanzsenator Elmar Pieroth auf dem Sofa über Finanzen diskutieren. Der Hellersdorfer CDU-Vorsitzende hat schon wegen einem Termin angefragt. Dorothee Winden