Press-Schlag
: Maximalmaxime

■ Zur Halbzeit der Fußball-Bundesliga

Also gut, die unvermeidliche Halbzeitbilanz, durch die besonders unbestechliche, kritische Brille gesehen: Es gilt eine neue Maximalmaxime. Sie lautet: Spiele möglichst schlecht und gewinne trotzdem. Das zermürbt die Konkurrenz. Die Geld-Schwarzen aus Dortmund liegen in der Tabelle vorn, weil sie ihre schlechten Spiele duselbeladen und unverdienter gewinnen, als es die Bayern in den Siebzigern fertigbrachten. Die Münchener wiederum haben bewiesen, daß die Spielkultur mit Güte und Anzahl der dazugekauften Stars immer steriler wird. Dafür: ein verdienter Platz 2.

Daß Aad de Mos entgegen aller Erwartung noch nicht entlassen wurde, liegt an Mario Basler, dessen kreisklassige Kaspereien die Handlungsfähigkeit der Bremer Führungsriege lähmte. Immerhin müssen wir Morten Olsen mit seinem Gejammer nicht mehr ertragen, dafür aber Rostocks Trainer Frank Pagelsdorf mit seinen Paradigmenwechsel im Vorturner-Verbalismus: Er ersetzt die branchenbeherrschende Antwortstartfloskel „Ja gut ...“ durch ein noch unerträglicheres „Ich will mal sagen ... Also, ich sag' mal ...“ Um dann nichts zu sagen.

Durch die Dreipunkteregel ist, wie hier im August gewahrsagt, die Zahl der Unentschieden gestiegen (von 45 auf 54). Der Remisreigen ist völlig logisch: Man gönnt den Konkurrenten ja sonst nichts. Die Zuschauer strömen dank wahrer Ligaliebe auf Rekordkurs – über 30.000 im Schnitt. Lothar Matthäus spielt weiterhin die schönsten Kurzpässe quer, ist damit der ballsicherste Spieler. UndsprichtweiderohneBungtundGomma.

Nur der KFC Uerdingen hat obige Maximalmaxime noch nicht verstanden. Sie spielen hübsch ansehnlich und verlieren trotzdem (oder eben deswegen). Richtige Sympathien haben sie sich erkickt seit der Trennung vom Chemiemulti Bayer, ein nettes Image vom unterstützungswürdigen Underdog aufgebaut, und dann wollten sie, berauscht von reichlich Kritikerlob, gegen St. Pauli die Ungerechtigkeiten des Punktekontos auf einen Schlag mit wagemutigem Offensivspiel wegwischen. Und zack, wurde die bis dahin zweitbeste Abwehr der Liga mit fünf Gegentoren bestraft. Erstmals seit dem 4. Wiederaufstieg vor eineinhalb Jahren stehen die Krefelder nun auf einem Abstiegsplatz – die Überraschung der Hinserie.

Dennoch, es ist ja noch immer alles gutgegangen: Und so befindet sich der 1. FC Köln, wie von der taz vor Saisonbeginn fachkundig prophezeit, auf dem Weg in die 2. Liga. Das läßt hoffen. Bertis Ballburschen haben sich, wie vorhergesagt, für die Europameisterschaft qualifiziert, um sich dort so richtig zu blamieren. Nur, wollen wir mal sagen, auf Matthäus' Stimmbandriß warten wir immer noch vergeblich. Bernd Müllender