Streifzug durch das alte Bremen: Torfhafen in Findorff

„Es sagt nicht: Schau mich an und bewundere! – Aber das Gemüt heimelt's an, es wird dem Menschen wohl in dieser Stadt, wo Ehrbarkeit, Zucht, Fleiß und Sitte neben Bildung und Weltkenntnis in so anspruchslosen Formen sich bewegen. Es hat den ansprechenden Ausdruck einer frischen kräftigen, fleißigen, frohen behaglichen Bürgerlichkeit.“ Gemeint ist natürlich Bremen, das den Reiseschriftsteller Josef Meyer Mitte des 19. Jahrhunderts so heimelig angekommen ist. Des Reiseschriftstellers Ergüsse sollen die LeserInnen einstimmen auf einen Bildband über das historische Bremen. Auf Zeiten, als Funktionalität und Normierung im Städtebau noch Fremdworte waren und etwa die nüchterne Stahlkonstruktion der Kleinen Weserbrücke noch von einem imposanten Klinkervorbau verdeckt war. (Heute steht dort die Wilhelm-Kaisen-Brücke in unverhüllter Häßlichkeit.) Und statt wuchernder „Last Minute“-Reisebüros das „Kaiser-Panorama“ in der Hutfilterstraße mit stereoskopischen handkolorierten Bilderfolgen Auskunft über ferne Landschaften gab.

„Bremen 1860-1945 – ein photographischer Streifzug“ heißt der Band, kommentiert von Nils Aschenbeck und auf den Umschlaginnenseiten jeweils schön eingefaßt von zwei Stadtplänen von 1865 und 1908. Seltsam menschenleer sind die Straßen, Plätze, Brücken, Kirchen oder Hafenanlagen oft festgehalten, aus ganz pragmatischen Blickwinkeln und ohne besondere künstlerische Prätention. Die Auswahl soll auch gar keine wehmütige Gefühle über tempi passatiwecken. Denn alles ist im Fluß im Organismus Stadt. Mu

Nils Aschenbeck: Bremen 1860-1945 – ein photographischer Streifzug, 128 S., Edition Temmen, 28 Mark.