Nice Scheiß für den Gabentisch

Ja, wenn Sie mich im Juni gefragt hätten! Im Juli setze ich nämlich immer den Rumtopf an (Erdbeeren, Sauerkirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen), der kostet insgesamt etwa 75 Mark, zwei Flaschen 54prozentigen Rum inklusive, und reicht für zwölf Marmeladengläser. Die schenken Sie dann Ihren Bekannten, die immer sagen, sie bräuchten nichts, sie hätten schon alles, was ja meistens stimmt. Die aber sturzbetroffen sind, wenn sie nichts kriegen. Das macht pro Nase sechs Mark, und dann bleibt noch was für Sie übrig, für Ihre Briefträgerin und für den jungen Mann, der Ihnen Ihre Zeitung bringt.

Ich selbst kriege nie was. Streng genommen brauche ich auch nichts. Ich habe genug zu essen, festes Schuhwerk und eine Untermieterin. Und einen Mann, den die Untermieterin meinen „Partner“ nennt, als hätte ich mit ihm ein Geschäft aufgemacht. Der schenkt mir übrigens doch was. Ich hab's zufällig schon gesehen, als ich in seiner Tasche nachsah, ob ...; also, das hab' ich jetzt vergessen, warum; ist ja auch egal. Es war jedenfalls eine Videokasette mit einem Film, in dem Harvey Keitel mitspielt. Der stünde allerdings ganz oben auf meinem Wunschzettel, wenn ich an Wunschzettel glauben würde. Oder an Männer.

Das einzige, woran ich glaube, ist mein Rumtopf. Stark, süß und gefährlich. Gegen Einsendung eines Freiumschlags gebe ich das Rezept gern bekannt; nächstes Jahr ist ja höchstwahrscheinlich auch noch mal Weihnachten. Fanny Müller