Sorge um den „echten“ heiligen Knaben

■ Pantschen Lama verschollen. Indiens Polizei verstärkt Schutz für Dalai Lama

Delhi (taz) – Vor der chinesischen Botschaft in Neu-Delhi und in Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung und des Dalai Lama, kam es am Wochenende zu Protesten. In der indischen Hauptstadt hielten mehrere hundert Tibeter Plakate mit dem Bild des „echten“ Pantschen Lama hoch, dem fünfjährigen Gedhun Choekyi Nyima, der am 14. Mai vom Dalai Lama zum zweithöchsten Würdenträger der Tibeter ernannt worden war.

Die chinesische Regierung hatte die Ernennung damals zurückgewiesen – und am vergangenen Freitag einen anderen Knaben inthronisieren lassen. Die Exiltibeter in Dharamsala erklärten die Zeremonie denn auch als „ungültig“. Sie machen sich nun Sorgen um den Verbleib des jungen Gedhun Choekyi Nyima, von dem man nichts mehr weiß, seitdem er im Mai als „erster“ Pantschen Lama eingesetzt worden war.

Und man ist mehr denn je besorgt um die Sicherheit des Dalai Lama selber. Laut indischen Zeitungen hat die hiesige Polizei in den letzten Wochen mehrere Personen verhaftet: Sie sollen zugegeben haben, für chinesische Auftraggeber die Umgebung des Dalai Lama ausspioniert zu haben, nachdem sie unter dem Schutz des Flüchtlingsstatus nach Indien gekommen seien. Die indische Regierung habe darauf die Bewachung des tibetischen geistlichen Oberhaupts verstärkt. Bernard Imhasly