Mit Neonazi für Meinungsfreiheit

■ Amnesty international wirbt mit Thies Christoffersen

Kopenhagen (taz) – Der deutsche Neonazi Thies Christoffersen wirbt in Dänemark für die Meinungsfreiheit. Nicht er selbst, zumindest aber ein Großfoto von ihm ziert eine Annoncenkampagne mit dem Titel: „Schützt die Meinungsfreiheit“. Die provozierende Anzeige des dänischen Werbebüros Saatchi & Saatchi gefiel amnesty international so gut, daß die Gefangenenhilfsorganisation ihr jetzt den Preis für die „beste Anzeige im Kampf um die Meinungsfreiheit“ verlieh. Thies Christoffersen, der die Judenverfolgung leugnet und sich mit rassistischen Hetztiraden hervortut, wurde von dem Werbebüro gerade wegen seiner abschreckenden Meinungen und seines unsympathischen Images ausgewählt. Alle Versuche der deutschen Justiz, seine Auslieferung aus Dänemark durchzusetzen, sind bislang übrigens fehlgeschlagen.

Was amnesty bewogen hat? „Das Foto eines bekannten Nazis“, so die Begründung der Jury, „ist eine provozierende Wahl, die zeigen soll, wie die Meinungsfreiheit auch Dänemark und die Dänen angeht. Der Gedankengang ist, daß man auch verabscheuungswürdige Meinungen in aller Offenheit bekämpfen muß. Was nur geht, wenn sie frei geäußert werden dürfen.“

Die Anzeige, die im übrigen auch innerhalb des Werbebüros heftig umstritten war, ging als Siegerin aus dem in diesem Jahr erstmals ausgeschriebenen Wettbewerb hervor. Gefragt war die beste Illustration für Artikel 19 der UNO-Menschenrechtskonvention: „Jeder hat das Recht auf Freiheit der Meinung und der Meinungsäußerung.“ Reinhard Wolff