Fünf Bewohner vermißt

■ Brand in Mehrfamilienhaus: Polizei schließt rassistischen Anschlag aus

Haffkrug/Hamburg (taz) – Auch einen Tag nach dem verheerenden Feuer in einem zum Teil mit jugoslawischen Bürgerkriegsflüchtlingen bewohnten Mehrfamilienhaus in Haffkrug (Ostholstein) ist das Schicksal von fünf BewohnerInnen weiter ungewiß. „Es besteht die Möglichkeit, daß einige oder schlimmstenfalls alle Opfer des Feuers wurden“, so Brandfahnder Detlev Zawadzki von der Kripo Eutin.

Erst am heutigen Morgen ist damit zu rechnen, daß die Retter und Brandermittler die oberen Etagen des dreigeschossigen Gebäudes betreten können, weil gestern noch akute Einsturzgefahr bestand und erst Gebäudeteile mit Spezialgeräten abgetragen oder stabilisiert werden mußten. Nach den bisherigen Ermittlungen schließt die Polizei einen rassistischen Anschlag aus. „Es gibt nicht die geringsten Anzeichen für Brandstiftung“, so ein Sprecher des Kieler Lagezentrums. Zudem hätten in dem Haus mehrere Deutsche gewohnt. „Wenn die rechte Szene einen ausländerfeindlichen Anschlag verüben wollte, hätte sie sich wohl die nicht weit entfernte Asylunterkunft in Haffkrug ausgesucht.“

Daher gehen die Brandermittler von einer technischen Ursache oder Fahrlässigkeit aus. Das Feuer in der Exschlachterei in der Haffkruger Bahnhofstraße, in der sich neun Wohneinheiten befanden, war am Sonntag abend um kurz vor 21.50 Uhr im ersten Stock entdeckt worden und hatte sich schnell bis zum Dachstuhl durchgefressen. Innerhalb kurzer Zeit stand das gesamte Haus lichterloh in Flammen.

Zehn BewohnerInnen konnten sich durch Abseilen oder Sprünge aus den Fenstern retten. Eine hochschwangere Frau erlitt dabei schwere Brandverletzungen und schwebte gestern noch in Lebensgefahr. Eine andere Bewohnerin brach sich beim Sprung in die Tiefe beide Beine. Bei den Vermißten handelt es sich um ein deutsches Paar, einen Alleinstehenden sowie einen Jugoslawen mit seinem dreijährigen Sohn. Kai von Appen