Asbest liegt in der Oldenburger Luft

■ Umweltskandal am alten Bahnhofsgelände? Anzeiger wegen Hausfriedensbruch angezeigt

NachbarInnen des Oldenburger Bahnhofs trauten am Freitag ihren Augen nicht: Gegenüber ihrer Wohnung riß ein Bagger eine mit Eternitplatten verkleidete Wand nieder. Asbest-haltiger Staub sei aufgestoben, völlig ungeschützt seien Umwelt und ArbeiterInnen der krebserregenden Substanz ausgeliefert gewesen. Mitarbeiter der Firma Jansen-Bau hätten die Eternitplatten in Container zwischen den normalen Bauschutt geworfen.

Bis Montag morgen standen die Container unabgedeckt auf dem Bahnhofsgelände. Am Sonntag nachmittag hatten MitarbeiterInnen des Oldenburger Medienbüros Anzeige gegen Jansen Bau erstattet. Beamte des Dezernats für Umweltdelikte der Oldenburger Kriminalpolizei nahmen Schutt-Proben. „Im Bauschutt haben wir Bruchstücke der Eternitplatten gefunden“, sagte gestern Kripoleiter Janke.

Nach seinen Erkenntnissen hatte Jansen-Bau keine Genehmigung für den Asbest-Abriß. Den Abriß von derartig großen Flächen hätte die Baufirma zwei Wochen vorher vom Gewerbeaufsichtsamt genehmigen lassen müssen. Laut Umweltrecht dürfen zudem nur „fachkundige Mitarbeiter“ Asbest abreißen. „Ob die da waren, weiß man nicht“, sagte Janke.

„Natürlich war eine Fachkraft da“ hält Anja-Maria Gieselmann, Sprecherin der Stadt Oldenburg, dagegen. Die Stadt ist Bauträgerin des Geländes und will dort einen Zentralen Omnibus Platz errichten. Auch für Gieselmann sei es „eine Überraschung“ gewesen, daß die Eternit-verdeckte Wand am Freitag eingerissen werden mußte. Zuvor hätten die Abreißer das Dach einer Halle abgenommen, eine Innenwand habe dies offensichtlich nicht ausgehalten. Sie drohte einzustürzen, so daß sich die anwesenden Arbeiter schnell haben entscheiden müssen. „Die Eternit-Platten wurden sofort ordnungsgemäß verpackt“, sagte Gieselmann .

Die NachbarInnen des Bahnhofsgeländes haben anderes beobachtet. Erst um 7.50 Uhr am Montag morgen sollen Arbeiter die Asbestplatten in eine schwarze Kunststoffolie eingewickelt haben. Sie hätten daraufhin den Boden um die Container „ausgiebig gereinigt“ und die Container abgefahren .

Bereits im Frühjahr war Jansen-Bau der Oldenburger Umweltpolizei aufgefallen. Ein Subunternehmen der Firma hatte damals große Asbest-verseuchte Hallen rechtswidrig und unsachgemäß auf demselben Gelände abgerissen.

Jansen-Bau reagierte am Montag. Sie zeigten den Anzeiger des von ihnen mutmaßlich begangenen Umweltdelikts wegen Hausfriedensbruch an. Kripoleiter Janke: „Es ist sehr fraglich, ob die Firma das Hausrecht auf dem Gelände hat“. ufo