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: Käsekästchen

„XXO – Fritz & Co“, Montag, 17.00 Uhr, Sat.1

Plötzlich stand er im Büro. Frisch geföhnt und mit einem naturburschenhaften Lachen im Gesicht. „Oh je“, dachte Fred Kogel, „den habe ich bei der ganzen Aufregung um Harald Schmidt und Thomas Gottschalk völlig vergessen.“ Lange grübelte der Sat-1-Programmdirektor, wo er den frischen Fritz noch schnell unterbringen könnte. „Kannst du Kaffee kochen?“ Der Naturbursche strahlte über das ganze Gesicht und schüttelte den Kopf. „Darf ich vielleicht statt Pflaume die Glücksspirale machen?“ Kogel merkte gleich, daß er es mit Fritz Egner nicht leicht haben würde. Sein Blick fiel auf die Schreibtischunterlage. „Schon mal Käsekästchen gespielt?“ Da nickte Egner heftig: „Au ja“, rief er und rannte aus dem Zimmer, noch ehe ihm Kogel sagen konnte, daß Showmoderatoren ihre Spiele gemeinhin im Studio spielen.

So ungefähr muß es wohl gewesen sein, als der Fred den Fritz ins Kinderprogramm steckte. Ein Risiko, denn Egner hatte sich schon bei den ARD stets geweigert, die Sendezeit zum Maß seiner Show zu machen. Und tatsächlich: Nachdem er jahrelang den „Dingsda“-Onkel für eine Horde neunmalkluger Kinder spielte, fungiert er nun zur besten Zeichentrickzeit als Stichwortgeber für die Zoten seiner Münchner Schickeriafreunde. Gemeinsam mit seinen Spezln fährt er zur vollen Stunde das volle Proletenprogramm: „Für den Busen brauchst Hände, groß wie Abortdeckel.“ Da empfiehlt sich das ups als Dauerton.

Gespielt wird nur pro forma: Die neun prominenten Rategäste sitzen eingezwängt in einer Wabenwand und müssen auf doofe Fragen („Wer oder was ist der Kamasutra?“) möglichst doofe Antworten („Ein Märchen“) geben. Die zwei Kandidaten sagen dann richtig oder falsch (in diesem Fall am besten falsch), um spätestens in der „schnellen dritten Runde“ einen Audi Quattro zu gewinnen, auf dessen Kühlerhaube das Logo der Süddeutschen Klassenlotterie klebt. Kein Wunder, daß da dem Starkstromelektriker Egner allmählich der Saft ausging: „Die Sendung ist langsam gegen Ende.“

Trotzdem ist „XXO“ noch die beste Spielshow unter den Sat-1- Blindgängern. Denn weder Egner noch seine Gäste tun so, als ginge es ernsthaft um das dämliche Spiel. Statt dessen versuchen sie, sich in der kurzen Zeit so gut zu blamieren, wie es eben geht. Und das ist doch auch schon was. Oliver Gehrs