Erfolgskompost stinkt nicht

■ Kräftemessen um Innovationen in Wirtschaft und Handel: Bremer Landesbank prämiert rationalisierende und zeitsparende Erfindungen

„Unser Unternehmenswettbewerb lockt mit Preisgeldern von insgesamt 50.000 Mark, während selbst erfolgreiche Literaturpreise meist höchstens mit 10.000 Mark dotiert sind.“ Trotzdem, klagte Landesbankchef Peter Haßkamp auf der gestrigen Preisverleihung, sei das Medienecho auf den Wettbewerb eher dürftig.

Daß sich gerade mal 34 Unternehmer für den, wie Haßkamp vermutet, „höchstdotierten Unternehmerwettbewerb in der Bundesrepublik“ bewarben, erklärt sich der Banker mit den knappen Bewerbungsfristen.

eit 1988 setzt die Bremer Landesbank einen Preis für den kühnsten Innovator zwischen Elbe und Ems aus. Die Idee allein ist nicht entscheidend. Es muß auch ein nachhaltiger geschäftlicher Erfolg nachweisbar sein.

Daß man auch aus Scheiße Geld machen kann, bewies der Drittplazierte. Ex-Bauer Günter Grube aus Brake spezialisierte sich Ende der 80er Jahre auf Kompost. Davon müssen bundesweit acht Millionen Tonnen allein bis ins Jahr 2005 produziert werden. Allerdings ist die Nachfrage eher schleppend.

Deshalb entwickelte Grube, der dem Champagnerschlürfen in der Landesbank wegen Krankheit fernbleiben mußte, den „Mercedes“ unter den Komposten: den nährstoffnormierten Kompost. Er ist speziell auf bestimmte Anbaupflanzen zugeschnitten. Damit nicht genug: Mit Hilfe öffentlicher Förderung bewies Grube, daß Kompost nicht stinken muß, wenn der Misthaufen verhüllt wird. Juror Harald Matys drückt es vornehm aus: „Eine Goretexfolie sorgt dafür, daß der Geruch beim Kompost verbleibt“.

Schwer kompostierbar dürfte auch für Grubes Umwelt- und Entsorgungsunternehmen der als Preistrophäe gedachte Plexiglasklotz mit Landesbankemblem sein. Den zweiten Preis bekam die Elektrotechnik und Industriebau Gmbh für einen Superakku. Die neuen Ladestationen bringen es auf sechsmal so viel Ladezyklen wie die derzeit gängigen und sind zudem für alle Akkumarken verwendbar, weil sie deren Voltzahl erkennen. Konkreteres konnte auch der sichtlich bemühte Hausherr Peter Haßkamp nicht in Erfahrung bringen.

Je höher das Preisgeld, desto abstrakter das „Erfolgskonzept“ des Wettbewerbs. Den ersten Preis gewann der Oytener Hans Dieter Tölle für das Produkt EZV. Die Abkürzung steht für Elektronischer Zahlungsverkehr und spart den Buchhaltern Schreibarbeit. Dabei kann, gibt Toelle zu, auch der ein oder andere Arbeitsplatz wegfallen. Klar, daß das kostensenkende Verfahren das Rennen machte, schließlich grassiert in Deutschland die Standortpanik. Dabei verliert Hans-Dieter Toelle jedoch auch soziale Belange nicht aus den Augen. 5000 Mark, ein Fünftel seines Gewinns, will er für gemeinnützige Zwecke spenden.

Landesbanker Haßkamp hat auch schon eine Idee, die ihn bestens für einen Job beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk qualifizieren würde: Eine Hälfte könne dem von Frau Wedemeier geförderten Kinderkrankenhaus in Riga zukommen, die andere Hälfte der Hess-Kinderklinik in Bremen, um die sich Frau Nölle kümmerte. loh