Solang Franzi die Medaillen holt

■ Schulsenator Klemann (CDU) hat es bis heute nicht geschafft, die üppige Personalausstattung der Sportoberschulen zu reduzieren. Rechnungshof will prüfen

Die Aufzucht von medaillenträchtigem Nachwuchs läßt sich der Senat, trotz katastrophaler Haushaltslage, einiges kosten. Seit Jahren ist die üppige Personalausstattung der drei Sportoberschulen im Ostteil den Bündnisgrünen ein Dorn im Auge. „Die Sportschulen verfügen über eine Personalausstattung, als würde es sich um schwerst psychisch und sozial Behinderte handeln.“ Angesichts der Sportschülerin Franziska van Almsick hält die bündnisgrüne Politikerin, Sybille Volkholz, dies für überflüssig: „Bis jetzt macht Franzi noch einen ganz intakten Eindruck.“

An allen Ecken und Enden müsse gespart werden, und hier schwelge man im personellen Überfluß. „Schon seit Jahren fordern wir eine Neuordnung der Sportoberschulen. Millionen könnten hier eingespart werden“, moniert Volkholz. Bis heute aber habe es die Senatsschulverwaltung nicht geschafft, die Überhänge von Lehrern und Erziehern abzubauen. Gerade in der Vergangenheit hätten die Ost-Gesamtschulen immer Schwierigkeiten gehabt, die notwendigen ErzieherInnen-Stellen für ihre Schulen genehmigt zu bekommen. Mühelos hätte man hier umschichten können.

Die Werner-Seelenbinder- Schule in Hohenschönhausen, die Flatow-Oberschule in Köpenick und das Coubertin-Gymnasium in Prenzlauer Berg, ehemals Kaderschmieden des DDR-Sports, waren nach der Vereinigung in die Obhut des Senats übergegangen. Seit der Einrichtung des zentralen Landesschulamtes Anfang diesen Jahres werden auch die drei Sportoberschulen von der zentralen Schulaufsichtsbehörde verwaltet.

Doch die Personalüberhänge wurden bisher nicht groß reduziert. „Solange Franzi die Medaillen bringt, schaut da niemand so genau hin“, vermutet Sybille Volkholz. Auch die SPD habe in Haushaltsausschüssen vergangener Tage diese Überhänge gedeckt. Den Leistungssport zu schlachten, das traute sich niemand. Angesichts der Haushaltssperre und der drohenden Honorarkürzungen im sozialen Bereich sei das wirklich dreist, kommentiert Volkholz.

Die Antwort der Senatsschulverwaltung auf eine kleine Anfrage der Bündnisgrünen dokumentiert jetzt – allerdings mit siebenmonatiger Verspätung – die „Personal-Sause“ in den Sportoberschulen: Für die drei Schulen wird hier ein Überhang von 22 Lehrerstellen angegeben.

Besonders dreist jedoch sei der Umgang mit den Internatsplätzen, die den Schulen angegliedert sind. Die Belegung bleibe im dunkeln. Aus der Antwort der Senatsschulverwaltung ginge nicht hervor, wieviel der 460 Internatsplätze wirklich belegt sind, und ob sie auch tatsächlich von Schülern und Schülerinnen der Schulen bewohnt werden. Die Schulverwaltung werfe regelrechte Nebelkerzen und verweigere dem Parlament eine akkurat aufgeschlüsselte Kostenrechnung, ob die angegebenen 45 ErzieherInnen-Stellen tatsächlich benötigt werden, empört sich die bündnisgrüne Politikerin, Sybille Volkholz.

„Man kann hier wirklich nur spekulieren und vermuten“, ärgert sich auch der haushaltspolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Arnold Krause. Abgesehen davon, könne sich Berlin einfach keine 460 Sportinternatsplätze leisten. Von dieser gigantomanischen Leistungssport-Erziehung müsse man sich einfach verabschieden. Dafür habe Berlin kein Geld. Zum Vergleich: Hamburg habe zum Beispiel gerademal 15 sportbetonte Internatsplätze.

Die Bündnisgrünen hoffen nun, daß eine Prüfung durch den Rechnungshof mehr Klarheit bringt. Für die Senatsschulverwaltung sind die Vorwürfe ungerechtfertigt und völlig übertrieben. „Täglich“ werde der Lehrerüberhang abgebaut, so die Sprecherin der Behörde, Gerda Scherer. Die Erzieherstellen jedoch seien vom Bedarf her korrekt. Michaela Eck