Studis besetzten FU

■ Protest gegen Bafög-Verzinsung. Heute Demo gegen Sozialkürzungen

Ein erfolgloser Druck auf die Klinke, eine Frage an die Umstehenden, dann erst beachtete eine Studentin das Plakat, das an der Durchgangstür zwischen Mensa und „Silberlaube“ die Situation erklärt. Ein großer Teil des Hauptgebäudes der Freien Universität ist in der Nacht zum Mittwoch von über hundert Studenten besetzt worden, um gegen die umstrittene Bafög-Verzinsung zu protestieren, die das Bonner Kabinett gestern beschlossen hat. „Die Uni ist zu, so wie sie es für die sein wird, die sich 1.000 Mark Studiengebühr nicht leisten können“ stand auf einem Plakat.

Zur Blockade waren Stühle in die Türgriffe gehängt. Aus einschlägigen Erfahrungen hatte die Unileitung zwar die Außentüren umbauen lassen, doch nun begnügte man sich mit dem Versperren der wichtigsten Innentüren.

In der „Rost- und Silberlaube“ fielen die Lehrveranstaltungen aus. Am Nachmittag gab es dafür autonome Seminare, ein Unterhaltungsprogramm und Solidaritätserklärungen mit den Streikenden in Frankreich. Auch in Berlin wollen Studierende, SchülerInnen und gewerkschaftliche Gruppen zusammenarbeiten. So ruft das „Bündnis gegen Sozialleistungskürzungen und Ausgrenzung“ für heute zu einer Demonstration gegen Sozialleistungskürzungen und Ausgrenzung auf. Der Zug soll um 17.30 Uhr am Kottbusser Tor beginnen.

Ermutigt wurden die BesetzerInnen an der FU durch eine Umfrage in der letzten Woche. 500 von 600 befragten Mensagästen waren gegen Studiengebühren. Rund zwei Drittel gaben an, „zum Streik“ bereit zu sein. Doch auch Gegenstimmen wurden gestern laut: „Ich will nicht diese aktivistische Scheiße. Es hat sich seit Jahren gezeigt, daß das nichts bringt“, meinte eine Germanistikstudentin.

Stefan Pribnow, Mitglied des „Roten Plenums“, das an den Protesten mitwirkte, betonte, man dürfe „nicht nur auf die Symptome gucken“. Der Hochschulstrukturplan sei weiterhin aktuell. „Und die Studis sind ja auch nicht nur Studis, sondern zum Beispiel auch Mieter“, ergänzte Charlotte Lavier. „Die Leute sollen begreifen, um was es geht – um Geld und um Strukturen.“ mf