■ Standbild
: Derrick und Bacardi

„Der Räuber mit der sanften Hand“, Di., 20.15 Uhr, RTL

Da konnte unsereins als friedliebender Ex-Zivi ja nur noch neidisch vor sich hinrauchen, was dieser Siegfried da so alles bei der Bundeswehr gelernt hatte. Mal eben kurz drei Widerlinge in der Disco vermöbeln? Null Problemo. Seine Lebensmaxime hatte der Siggi auch beim Bund getankt, Abteilung Nahkampf: „Angst ist der erste Schritt ins Grab.“ Und das mit der „generalstabsmäßigen Planung“ sowieso.

Wenigstens sind solche Typen nicht auch noch gegen Krankheiten immun. Vom Asthma ward der Held befallen. Und das gleich derart herb, daß nur noch Auswandern in die Karibik Rettung verhieß. Prima Gegend. Fand auch das Filmteam und machte auf St. Lucia viele schöne Bilder. Sah aus wie Bacardi mit einem Schuß Bananenrepublik. Hinterhältige Abzocker, diese Eingeborenen. Kennt man ja.

Also mußte unser Held immer mal wieder rüber ins nebelige Deutschland, um 'ne Bank zu knacken. Was von Regisseur Wolfgang Mühlbauer so hausbacken bis hanebüchen inszeniert war, daß man unwillkürlich auf Stefan Derrick wartete: „Du, Harry, Banküberfall.“ „Was, ein Banküberfall?“ Wenn es nur um ihn gegangen wär, wäre der Siggi ja den heldenhaften Asthma- Tod gestorben. Keine Frage.

Aber der Mann hatte schließlich Frau und Kind, und da wird selbst so ein von Rühe ausgebildeter Gutmensch zum Bankräuber. Nun hieß die Rosenheimer Disco zwar „Gatsby“, doch der Autor dieser Konfektionsware aus dem Werberahmenprogramm leider nicht F. Scott Fitzgerald, sondern Siegfried N. Dennerly. Und der hatte hier seine total authentische Lebensgeschichte zu Papier gebracht. Sowas liefert selten ein gutes Drehbuch.

Immerhin läuft die Zusammenarbeit zwischen RTL und Stern TV wie geschmiert. Für gestern war der echte Dennerly bei dem Jauch, Günther, angekündigt, um sein Büchlein vorzustellen und zu erzählen, wie's weitergehen wird in dem Dreiteiler. Aber – den Trailern sei dank – das wußten wir ja schon: Sechs Brüche muß er noch machen, mit einer fremden Schönen auf St. Lucia rumpussieren und sich dann doch verhaften lassen.

Alles gesagt? Ach so, die Schauspieler. Hannes Jaenicke war hier als Siggi selbst in Streßsituationen für seine Verhältnisse überraschend gut rasiert. Wahrscheinlich auch beim Bund gelernt. Reinhard Lüke