■ Daumenkino
: Die Sturzflieger

Wenn ein abgestürztes Raumschiff „Titanius“ heißt, der Luxus-Liner „Andrea Doria“, die Huren-Roboterinnen von „Kamasutra-Industries“ hergestellt werden, dann weißt du: Das wird nichts. Die Mutanten-Guerilla heißt MLO und begeht Selbstmordattentate. Die Dialoge klingen wie von Bravo-lesenden Frührentnern geschrieben. Doch an Geld hat's nicht gefehlt: Die Tricks sind zwar leicht eingegilbt, aber für deutsche Verhältnisse in Ordnung, ihretwegen hat die Post-Produktion ein halbes Jahr länger gedauert als geplant.

1980 drehte Peter F. Bringmann Theo gegen den Rest der Welt, und aus dem kleinen Road-Movie mit einem extrem zappeligen Marius Müller-Westernhagen wurde der erfolgreichste deutsche Film des Jahres. Zwei Jahre später brauchte Bringmann eine Schubkarre, um die Preise für die Sixties- Melanchomödie Die Heartbreakers wegzuschaffen. Die Drehbücher hatte jeweils Matthias Seelig geschrieben. Die beiden Spezeln taten sich auch zusammen für den Neonazi-TV-Zweiteiler „Gambit“ und jagten noch einmal MMW durch die Jörg-Fauser-Verfilmung Der Schneemann. Fast zehn Jahre lang bastelten die beiden an ihrer Idee einer SF-Komödie, nach fast zehn Jahren ließ sich die Bavaria – wer auch sonst? – breitschlagen und hoffte auf einen zweiten „Theo“.

Den hat Bringmann mit „Die Sturzflieger“ auch geliefert. Ingo Naujoks kopiert den schnodderigen Charme von MMW und heißt auch noch Rio Kowalski. Es gibt eine schöne Frau (Anja Kling) und einen dicken Kumpel (Götz George). Und auch hier wartet viel Geld am Ende der Straße. Minimale Unterschiede: Die Lkws sind diesmal Raumschiffe, Autobahnen sind Milchstraßen und Anhalterinnen nicht aus Fleisch und Blut. Nur: Es funktioniert offensichtlich nicht, das Ruhrgebiet in die unendlichen Weiten des Alls zu beamen. Wenn die Provinzposse nicht mehr mit beiden Beinen auf Mutter Erde steht, verliert sie auch noch ihr bißchen Restwitz.

So trägt George als Replikant Max die Kassenerfolgslast allein auf seinen Schultern und müht sich redlich mit den technischen Defekten, die Seeligs Drehbuch für den Roboter vorsieht, wenigstens das eine oder andere peinlich berührte Grinsen hervorzulocken. Hübsche Vorstellung allerdings: „Der Totmacher“ im Doppelprogramm mit „Die Sturzflieger“. Da merkt man dann zwar, daß George „nicht nur das kann, er kann auch ganz anders“, wie der Mann vom Verleih versprach. Oder halt auch nicht, wenn Max mit 50.000 Volt umprogrammiert wird und dann stotternd deutsche Klassiker rezitiert. Schließlich verschenkt er sogar, schüchtern-verliebt guckend, sein abgerissenes Ohr. to

„Die Sturzflieger“. Regie: Peter F. Bringmann. Mit Götz George, Ingo Naujoks, Anja Kling, Michael Markfort, Deutschland 1995