Der inszenierte Deal fliegt auf

■ Plutoniumschmuggel vom BND „herbeigeführt“

Das Dementi geht, der Abgang kommt. Der Kanzler kann seinen Gehilfen nicht länger halten, denn der ist nun der Lüge überführt. Als oberster Schlapphut der Republik wollte Bernd Schmidbauer seine Hand dafür ins Feuer legen, „daß der BND nicht als Nachfrager von illegal angebotenem Nuklearmaterial aufgetreten ist“.

Wie sich herausstelllt, hat sich der Kanzlergehilfe am Plutoniumschwindel die geschickten Fingerchen mächtig verbrannt. Denn schwarz auf weiß geht aus Akten des Auswärtigen Amtes hervor, „daß dieser Fall – auch nach eigener Darstellung des BND – von unseren Diensten nicht nur aufgedeckt, sondern weitgehend herbeigeführt wurde“. Bernd Schmidbauers Demission bleibt damit nur noch eine Frage der Zeit. Der Münchner Plutonium- Bluff wird als einer der größten Skandale in die Annalen der Bundesrepublik eingehen, als ein ausgesprochen gefährliches Spiel mit dem Feuer. Mit dem Versprechen, Millionen über Millionen zahlen zu wollen, schaffte der Pullacher Geheimdienst zuerst einmal die bis dahin nicht existente „Anbieterseite“ des illegalen Nukleargeschäftes. Dann sorgte der Dienst für einen nicht zu verantwortenden Transport der über 350 Gramm des hochgiftigen Plutoniums an Bord eines Linienflugzeuges von Moskau nach München. Schließlich sollte sich der inszenierte Fahndungserfolg vor den Bundestagswahlen in der Bundesrepublik auch richtig ausschlachten lassen.

Nebenbei ließ sich die Russische Föderation prächtig als ein Staat vorführen, der die nukleare Hinterlassenschaft des dahingegangenen Sowjetreiches nicht unter Kontrolle halten kann. Für den Kanzlergehilfen Schmidbauer war das dann die Gelegenheit, sich auch auf internationalem Parkett als Troubleshooter zu profilieren. Und als der Schwindel später aufzufliegen drohte, versuchte der Geheimdienst, dies mit der Beeinflussung von Zeugen zu verhindern. Der aufgeflogene Plutoniumschwindel übertrifft damit in seiner Dimension sogar den Skandal um das „Celler Loch“, bei dem 1978 der Verfassungsschutz im Rahmen einer vorgetäuschten Gefangenenbefreiung eine Knastmauer von Amts wegen sprengen ließ, in der Hoffnung, damit einen V-Mann an die Illegalen der „Roten Armee Fraktion“ heranzuspielen. Wollte man Schmidbauers Aktivitäten und die des von ihm kontrollierten Dienstes juristisch werten, es wären „politisch motivierte Straftaten“. Der Dienst und sein Herr gehören als kriminelle Vereinigung vor Gericht. Wolfgang Gast