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Transparenz für 120 Mark pro Jahr

■ Das Hamburger Spendenparlament wird langsam Realität Von Patricia Faller

Von leeren Staatskassen und Kürzungen bei sozialen Einrichtungen und Projekten ist täglich in den Medien zu erfahren. Deshalb hatte Stephan Reimers, der Leiter des Diakonischen Werkes Hamburg, eine Idee: Hamburg braucht ein Spendenparlament. Mit 120 Mark Jahresspende ist man dabei und kann mitbestimmen, wofür die Gelder eingesetzt werden.

Am Samstag informiert das Hamburger Spendenparlament von 10 bis 14 Uhr in der Innenstadt an einem Stand am Gerhard-Hauptmann-Platz neben dem Thalia-Theater über sein Konzept. 750 Mitglieder aus allen Bevölkerungsgruppen, von Bürgerschaftsabgeordneten bis hin zu StudentInnen und RentnerInnen, konnten sich bereits dafür begeistern. „Viele spenden auch mehr“, ist die Erfahrung von Katharina Weyandt, Sprecherin der Diakonie und hauptamtliche Mitarbeiterin des Spendenparlaments.

Für den 9. Februar ist die Gründungssitzung im Festsaal des Rathauses geplant.

Auf der sollen die ersten Projekte vorgestellt werden. Gelder beantragen können alle Projekte und Initiativen, die sich gegen Armut und Unterversorgung richten. Eine ehrenamtliche Finanzkommission nimmt die Förderanträge entgegen und erarbeitet Vorlagen für die Beschlüsse.

Die ersten Anträge sind schon eingereicht: Das „Café Sperrgebiet“, das sich um drogenabhängige Prostituierte kümmert, will einen Arzt-Raum einrichten, das Restaurant „Zum Zinken“, das aus der Obdachlosen-Aktion „Unbedacht“ (taz berichtete) hervorging, hat einen Förderantrag gestellt und die „diakonische Basisgemeinschaft“ plant ein „Haus der Gastfreundschaft“, wo Obdachlose aufgenommen werden.

„Die Einsatzbereitschaft bei Privatleuten ist groß“, erklärt Katharina Weyandt. „Viele lassen sich aber vom Spenden abhalten, weil sie nicht wissen, wo die Gelder hinfließen“. Deshalb soll auf den Parlamentssitzungen transparent gemacht werden, wo Bedarfe sind, und wofür die Gelder verwendet werden.

Das ganz besondere Parlament, wo die Abgeordneten ihre Diäten selbst mitbringen, soll aber nicht die Leistungen des Staates ersetzen, wie das ehrenamtliche Mitglied Klaudia Gottheit sagt. Es könne nur eine zusätzliche Finanzquelle sein. Für sie bietet das Parlament auch die Möglichkeit, daß sich Menschen treffen, die sich sonst im normalen Alltag nicht begegnen würden, etwa Studentinnen und gutsituierte Rentner.

Die Mitgliedschaft im Hamburger Spendenparlament kann auch verschenkt werden. Wer dies Präsent unter den Weihnachtsbaum legen will, bestelle einen Geschenkgutschein und die Stimmkarte zur Gründungssitzung unter der Telefonnummer 306 203 19 oder Fax 306 20 315.

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