P.O.T.

■ Krankenhaus Bremen-Ost richtet eine Tagesklinik für Lungenkrebskranke ein

In der Bremer Lungenklinik im Zentralkrankenhaus Bremen Ost geht es um Leben und Tod. Bis zu 145 Patienten liegen dort; etwa die Hälfte mit Lungenkrebs (die meisten sind oder waren Raucher). Ihre Prognose: nur etwa fünf Prozent dürfen darauf hoffen, den Krebs zu besiegen. Zu diesen erschütternden Aussichten kommen die oft von schwerwiegenden Nebenwirkungen begleiteten Therapien. In dieser Lage wünschen sich manche, nachts und an Wochenenden nach Hause gehen zu dürfen. Therapeutisch wäre das nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll. Nur ging das bisher nicht, weil das Krankenhaus nur „ambulant“ oder „stationär“ kennt. Seit gestern gibt es für die an Lungenkrebs erkrankten Chemotherapiepatienten auch ein Zwischending namens POT – die „Pulmologisch-onkologische Tagesklinik“.

Mit einem Aufwand von 200.000 bis 300.000 Mark hat Bremen-Ost ehemalige Krankenzimmer der Lungenklinik zu dieser Tagesklinik umgebaut. Die POT besteht aus einem Büro, einem Behandlungszimmer und einem geradezu wohnlich ausgestatteten Raum, in dem die Patienten zum Teil viele Stunden lang am Tropf „hängen“, um die tägliche Dosis ihres Zellengiftes zu bekommen. Holz an den Wänden, Halogen-Leseleuchten, kunstwildlederbezogene Liegesitze – die Klinik strebte ausdrücklich „Praxisniveau“ an.

„Abends, wenn man zur Ruhe kommt, kommen die Gedanken,“ weiß die zum POT-Team gehörende Psychologin Thiele. Dann ist man meist besser zu Hause aufgehoben. Von der Tagesklinik erwartet der Klinikleiter, Prof. Hartmann, positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und auch den Heilungsprozeß. Und auch denen, die kaum Aussicht auf Besserung haben, gelingt es so vielleicht besser, den verbleibenden Rest ihres Lebens zu organisieren.

Wie in der gesamten Lungenklinik herrscht auch in der Tagesklinik Rauchverbot. Nicht einmal Raucherzimmer gibt es mehr. Dabei sehen es hartgesottene Langzeitraucher gerade unter dem Aspekt, daß es mit ihnen zu Ende geht, keineswegs immer ein, daß sie auch noch das Rauchen aufhören sollen.

Politisch gewollt sind Tageskliniken wie die POT schon lange – aus Kostengründen. In Bremen-Ost findet man sie bisher aber nur im psychiatrischen Bereich. Ob die POT wirklich Kosten spart, ist aber noch nicht bewiesen. Mit den Krankenkassen wurde noch kein reduzierter Tagessatz vereinbart. BuS