■ Urdrüs wahre Kolumne
: Willi Lemkes Gatte

Nicht nur Politiker bescheißen das Volk – auch die Wirtezunft kennt sich da aus. Ordern wir doch dieser Tage in einem rustikalen Fachwerk-Stübchen den „Pfannkuchen wie ein Wagenrad mit deftigem Belag“, zu dem ein eiskalter Genever includiert ist. Erhalten stattdessen eine klebrig-rote Flüssigkeit im großtantigen Südwein-Stil serviert und werden auf ungläubige Nachfrage belehrt: „Wir schenken das hier als Genever aus!“ Für diesen Betrug am trinkenden Volk gibt es zur Strafe unterm Tannenbaum nur Geschenke aus dem Pandabär-Versand!

Daß im 1/4 nun doch keine Silvesterfete der Tekkno-Familie stattfinden kann und damit weiterhin am Sielwall Traditionspflege betrieben wird, war kein schlechter Schachzug dieser sich dem Befriedungs-Spektakel verweigernden Stellplatzmieter in der Tiefgarage. Soll man doch mal kucken, ob die nicht wie der Capuccino-Italiener Angelo aus der Werbung überhaupt kein Auto haben und ihr Veto nur eingelegt haben, um die Flamme klirrender Rebellion in der jungen Generation wachzuhalten: So schreibt Frau Gott auch auf krummen Zeilen grade!

Während die meiste Grünspecht-Fraktion ihr Gewissen sprechen ließ und immer mehr deutschen Waffen und Schützenbrüdern ein bißchen Frieden auf dem Balkan ausschießen lassen will, kümmert sich die wirklich große Politik schon um die sozialen Folgen: Jeder Soldat Ost, der sich am Schützenfest beteiligt, erhält statt bisher 84 dann 100 Prozent des West-Solds. Und das auch für die Zeit nach dem Waffengang. Ein Blutgeld von 16 Prozent: So wächst zusammen, was zusammengehört!

Den von Heinz Erhardt gestifteten Willi Winzig-Preis erhalten für das Jahr 1995 der bremische Schreibtisch-Büttel Bock und sein engster Mitarbeiter Polach. Offenkundig inspiriert vom menschenfreundlichen Finanzbeamten aus der Erhardt-Klamotte bunkerten B&P unter hohem Risiko die Akten von Mitbürgern im Schreibtisch, um so ganz kurzen Prozeß zu machen. Klarer Fall von bürgernaher Zivilcourage: Wir ziehen den Hut und hoffen auch in eigener Sache auf Nachahmungstäter!

In der City trifft man gelegentlich einen jugendlichen Werder-Fan, der sich durch Faltenrock und Perlonstrumpfhose als Frau darstellt und in dieser Rolle als Gattin von Willi Lemke versteht. Bei unserer letzten Begegnung aber trug dieser Mensch einen Schal des Hamburger Sportvereins um den Hals geschlungen, und wenn das kein allerletztes Alarmzeichen für die Zukunft der Grün-Weißen ist, dann möcht–ich Uwe Seeler heißen! Als „Out“ outet uns „Bild“ in diesen Tagen das Tragen von Fußkettchen über Strumpfhosten als „Minimalspur-Sex“ und als „In“ das Beschenken von Obdachlosen, Was schenkt man da so? Eine Muh? Eine Mäh? Eine Täterätätää? Ulrich Reineking-Drückeberger