MVA soll noch einen Kessel kriegen

■ BEB entsorgen ab 1996 auch den Nienburger Müll / Weitere Kooperationen gehen nur mit größerer Kapazität

Die Kundensuche der Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) war erfolgreich: Mit dem Landkreis Nienburg wird der städtische Entsorger in den nächsten Tagen einen Kooperationsvertrag unterzeichnen. Die BEB verpflichten sich demnach, 1996 und 1997 35.000 Tonnen Nienburger Müll in der Bremer Müllverbrennungsanlage zu entsorgen. Ab 1998 soll die Menge gar auf 50.000 Tonnen im Jahr anwachsen.

Auf den Müllsegen aus dem Umland sind die defizitären BEB angewiesen. Seitdem das Restmüllaufkommen für die MVA seit Anfang des Jahres sinkt, sind die vier Kessel der MVA nicht ausgelastet. Lediglich 210.000 Tonnen haben sie in diesem Jahr verbrannt, 60.000 Tonnen zuwenig. Diese Minderauslastung kostet. Die Kessel müssen Tag und Nacht brennen, 90 Prozent der Kosten für die MVA sind fix.

Auch der Nienburger Abfall senkt die Kosten nur geringfügig, deckt er doch nur die Hälfte der erforderlichen Menge. Die BEB bemühen sich daher um weitere „langfristige vertragliche Bindungen“, wie es in der Vorlage zum heute tagenden Entsorgungsbetriebsausschuß heißt. Gute Chancen scheinen die Bremer in Oldenburg und Delmenhorst zu haben. Auch mit Rotenburg bahnt sich eine Allianz an, die jedoch nicht länger als bis ins Jahr 1997 gehen wird. Dann karren die Rotenburger ihren Abfall in die MVA Altenwerder (Hamburg). Bremen hatte mit Zusagen zu lange gezögert.

Derart lukrative Geschäfte wollen die BEB sich nicht länger entgehen lassen. „Durch Umbauten an Kesseln und anderen Anlageteilen soll die Kapazität auf ca. 320.000 Mg/a ... erhöht werden“, heißt es im Anhang der BEB zur Vorlage. Die zusätzlichen 50.000 Tonnen Verbrennungskapazität können die Entsorger nur durch einen zusätzlichen Verbrennungsofen erreichen. Die BEB setzen mit dieser Strategie vorallem auf Restabfälle aus der Industrie und dem Gewerbe. Aber auch privater Müll wird trotz des Kreislaufwirtschaftsgesetzes nicht weniger: Seit Jahren steigt das Gesamtmüllaufkommen, ein Ende ist nicht in Sicht.

Da bis zum Jahr 2.005 laut Gesetz die Mülldeponien geschlossen werden, müssen sich Kommunen schon jetzt neue Entsorgungswege suchen. MVAs lohnen sich für kleine Gemeinden jedoch nicht. „Den Umlandgemeinden bzw. anderen Interessenten stände ab ca. 1997 eine zusätzliche freie Kapazität von 60.000 bis 80.000 Mg/a zur Verfügung“, begründen die BEB die erhoffte Investition. „Hierzu können bereits jetzt Vorverträge abgeschlossen werden.“ Da die BEB ihre bestehenden Kessel zudem ab 1999 abgeschrieben haben, wären sie in Norddeutschland konkurrenzlos billig. ufo