Heldinnen: Klofrauen in Frankfurt Von Claudia Kohlhase

Klofrauen in Frankfurt sind möglicherweise nicht besser als in Dortmund, aber meine sitzt nun mal in Frankfurt beziehungsweise sowieso unter der Erde und ist schlecht gelaunt, und zwar zu Recht. Leider nicht wegen der Klos, was ich sofort verstehen würde oder auch mit geißeln, sondern wegen der Steckdose, auf die sie wartet. Und wartet und wartet. Und die sie übrigens längst hätte, wenn's nach ihr ginge. Aber seit wann geht's nach ihr, das wäre neu.

Zuerst denkt man, was für eine wunderbare Klofrau, oder: was für eine unerschütterliche Klofrau, oder: was für eine seltsam schimmernde Klofrau. Obwohl man über Klofrauen ja immer gute Dinge denken muß, weil sie's schon schwer genug haben auf der Welt. Darum zahlt man doch auch sofort mehr statt weniger und knipst damit eventuell ein Lichtchen an in dunkler Nacht. Jetzt aber diese Klofrau, die da unten unter irgendeinem Museum sitzt und ohne Steckdose ist, hat schon Lichtlein genug, nämlich Teelichter zuhauf, die um sie herum brennen, daß es nicht nur eine Art ist und eine Möglichkeit, wie oben angedeutet, sondern eben außerordentlich stattfindend und schimmernd.

Schimmernde Teelichter im unteren Naßbereich!! Na ja, warum eigentlich nicht, andererseits. Es gibt dann eben Klofrauen, die unerschütterlich bis schimmernd sind und sich's überall nett machen können. Sogar ohne Steckdosen, worüber man sich dann allerdings doch wundert, da Frankfurt und Steckdosen kein wirkliches Problem sein dürften. Gerade in Frankfurt stellt man sich eigentlich das Gegenteil vor, und wenn nicht das Gegenteil, dann wenigstens eine mittig ausgewogene Steckdosenversorgung, speziell in der Innenstadt, wo's doch vor Versorgung nur so singt und lacht. Aber hier vor den Klos sind nun mal die Steckdosen vergessen worden und auch sonst alles Licht. Bloß metaphysische Hardliner glauben da noch an das prinzipielle Gute oder an das Menschliche im Elektriker beziehungsweise in Frankfurt. Hach, ob ich etwa Steckdosen oder Elektriker beziehungsweise Frankfurt kenne, ruft sie mir zu, als wir auf einmal über Frankfurt und Steckdosen reden. Sie hat sich neulich sogar über ihre eigene Klofrauenunzuständigkeit in Sachen Elektrizität hinweggesetzt und der hier arbeitenden Elektrikerkolonne einen Steckdosenauftrag erteilt. Jessesmariaundjosef, was soviel wie kein Auftrag war, da er 1. von ihr kam und 2. eben von Elektrikern auszuführen war, die sie hätte kennen müssen und spätestens jetzt kennt. Leider fing sie während jener Zeit wieder an, an Steckdosen zu glauben und innerlich mit der Möglichkeit von Stehlampen zu spielen, und sitzt deswegen nun doppelt im Dunkeln, aber na ja.

Was sie denn jetzt macht, frage ich, ach Schätzchen, sagt sie, ich muß ja Klos putzen. Richtig, die Klos, sage ich, Sie müssen ja Klos putzen, und weiß nicht recht weiter, weil ich ja lieber vom Licht mit ihr sprechen möchte. Gott sei Dank kommt jetzt jemand die Treppe herunter und zappelt mit Zigaretten herum, wozu sie fürsorgliche Bemerkungen macht in der Art, daß man nicht nervös sein soll und irgendwann alles von alleine kommt. Genau, sage ich jetzt doch, irgendwann kommt immer noch mal eine Steckdose. Und Stehlampen habe ich zu Hause ja schon genug, sagt sie, da liege dann also kein Problem.