Zum Zuhören verdonnert

■ „Theater für Kinder“: Oper „Undine“ betört eher Erwachsene

„Singt die auf englisch?“ fragt die sechsjährige Maike ihre Mutter. Kein Wunder: Undines Gesang in der gleichnamigen Oper am Theater für Kinder ist echter Ariengesang, sehr laut und für Kinder noch unverständlicher als für die Erwachsenen. Und so ist denn klar, was passiert. Sobald die Schauspieler singen, fangen die Kinder an zu reden. Und das nicht aus grundsätzlichem Desinteresse. Märchen von bezaubernden, seelenlosen Wassergeistern, von stolzen Prinzessinnen und Prinzen, die, da Scheidungen noch nicht in sind, ihre Frau verstoßen, kommen jederzeit gut an, sofern die Kindern denn die Handlung verstehen.

Die Erwachsenen jedenfalls sind hin und weg. „Das Bühnenbild und die Kostüme – einfach zau–ber–haft!“ begeistern sich viele mit glänzenden Augen in der Pause. Die Kinder sind da direkter. Bühnengeschehen, zu dem sie nicht sofort einen eigenen Zugang bekommen, wird mit sich schnell fortpflanzendem leisen Gelächter auch an hochdramatischen Stellen quittiert. Mehr als eine Andeutung, daß es sie mitunter nicht packt. Während auf der Bühne sinniert wird, ob die Wassergeister nicht klüger, sprich großzügiger als die Menschen sein sollten, beschließt ein Kleiner lauthals: „Jetzt will ich aber nach Hause.“

Nicht sonderlich kindgerecht ist die Undine-Inszenierung geworden. Das Publikum ist zum Zuhören und -sehen verdonnert, Möglichkeiten zum aktiven Mitmachen, gerade für Jüngere wichtig, gibt es keine. Die Musik und Arientexte sind für Kinder, trotz eingeschränktem Vier-Personen-Orchester, zu komplex. Bei Undine (Ilona Krasna) interessiert mehr, ob die Haare echt sind, als ihr Gesang, und Gräfin Bertalda (Sabine Huhn) finden einige gar einfach häßlich, wohl weil sie die Böse ist. Ritter Raimund (Thorsten Scharnke) kann mittels Gesang auch nichts retten. Stille im Publikum, als Anerkennung seines klaren, einfachen Gesanges und seiner anrührend aufrichtigen Liebe zu Undine, erntet einzig Knappe Veit (Michael Schulz). Moritz Steffen als Vater Undines hat eindeutig Glück: sein unprofessioneller Badewannengesang stört die Kinder weniger als die perfekte Darbietung seiner Mitspieler. Das Bühnenbild der Kunstmalerin Gerda Meendsen trägt ebenso wie die Kostüme von Barbara Hass dazu bei, daß die Aufmerksamkeit der Kinder zumindest immer wieder neu erregt wird.

Ältere Kinder, die durch Schule oder Eltern auf Opernmusik schon vorbereitet wurden, erreicht Undine am ehesten. Die Jüngeren müssen an die Hand genommen werden.

Heike Schulte

Vorstellungen bis 6. Mai: Do und Fr 16.30 Uhr, Sa 14.30 und 17 Uhr, So 14.30 Uhr