■ Soundcheck
: Medeski, Martin & Wood

Gehört: Medeski, Martin & Wood. Pünktlicher Konzertbeginn im Westwerk! Kaum hatte der Hahn zehnmal gekräht, ließen die drei New Yorker ihren Tanzbären los. „Organic Acid Jazz“ war angekündigt, was aber wurde gespielt? Nun, genau das, wortwörtlich. In Zeiten des grassierenden Wahnsinns greift man wieder gerne und beherzt in die gute alte Schweineorgel (Hammond B-3) und buttert zünftige Fender-Rhodes-Pianosounds unter. Bringt dazu einen Kontrabaß zum Marschieren (und wenn's sein muß, zum Sägen) und ein freches Schlagzeug ins Spiel.

Keyboarder John Medeski, Drummer Billy Martin und Baßmann Chris Wood bilden nicht von ungefähr eine bevorzugte Rhythmusgruppe für Jazz-Prominenz aus der Knitting Factory. Aber was sie als Trio (und netterweise gleich an zwei Abenden) in Hamburg zum besten gaben, ließ weder ein johnzorniges Saxophon noch eine elliottscharfe Gitarre vermissen. In den schweren, trunkenen Grooves köchelte die ganze Souligkeit von Monk- und Ellington-Standards, und wenn Medeski dann so triefend breite Seufz-Register zog, als wäre der ganze Gefangenenchor aus Nabucco in seiner Orgel versteckt, ging's durch Mark und Bein.

Aus solchen schaurig-schönen Engtanzstimmungen und wohligen Planschereien im Entmüdungsbecken wurde aber immer wieder zügig zwei Gänge hochgeschaltet – wo leben wir denn, wenn nicht im Hier & Jetzt? Oder gar schon dort und übermorgen? Wenn Martin und Wood mit List und Tücke das Tempo anzogen, hatte sich Medeski auf einem musikalischen Terrain zu bewähren, wo noch kein Keyboarder vor ihm je zugange war. Und das tat er – Hut ab vor Garth Hudson, tiefe Verbeugung vor Don Pullen – so bravourös, daß wir uns seinen schönen Namen und auch die neue Bedeutung der Initialen MMW gut merken wollen!

Andreas Schäfler/

Zeichnung Tom Dieck