Das Portrait
: Ein Mann der Mitte

■ Edzard Schmidt-Jortzig

Große öffentliche Auftritte sind seine Sache nicht. Und so wirkt der neue Bundesjustizminister ein wenig abwesend, als FPD-Chef Gerhardt ihn am späten Donnerstagabend der Presse vorstellt. Wen wundert's. Wahrscheinlich hat Edzard Schmidt-Jortzig es selbst noch nicht ganz begriffen, daß er nun – gerade mal ein Jahr Abgeordneter in Bonn – plötzlich Minister werden soll. „Belustigt und verständnislos“ habe er reagiert, als sein Name erstmals im Fernsehen für die Nachfolge von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gehandelt worden sei, erzählt er später launig.

Es gehörte sicher nicht zu den primären Lebenszielen von Schmidt-Jortzig, eine Politikerkarriere einzuschlagen. In erster Linie ist der gebürtige Berliner Jurist. Seit 1982 hat er an der Kieler Universität den Lehrstuhl für öffentliches Recht inne. Bis 1994 war er außerdem Richter an verschiedenen Oberverwaltungsgerichten und am Verfassungsgerichtshof von Sachsen. Schmidt-Jortzig wird in der juristischen Fachwelt hochgeschätzt. Nur auf der politischen Bühne hat er bisher wenig von sich reden gemacht.

In der FDP engagiert sich der 54jährige seit 1982. Wie es dem Klischee des Juristen entspricht, arbeitet er auch als Bundestagsabgeordneter lieber im stillen, dafür aber genau bis ins letzte Detail. Das wird manchem in der Partei auch schon mal lästig. Doch genau auf die Details legt der Rechtsprofessor Wert. Schon jetzt ist also davon auszugehen, daß der Der neue Justizminister der Republik: Edzard Schmidt- JortzigFoto: Reuter

neue Minister – will er seinen Prinzipien treu bleiben – die Konflikte mit seiner Fraktion nicht scheuen darf.

Sich selbst bezeichnet Schmidt-Jortzig gern als einen „Mann der Mitte“. Als weithin unbekannter Abgeordneter konnte er es sich bisher noch leisten, den Willen der Fraktion nicht über die eigene Überzeugung zu stellen: so stimmte der Vater von vier Kindern der Reform des Paragraphen 218 nicht zu. Trotz ursprünglicher Ablehnung folgte er jedoch in der Frage des Großen Lauschangriffs der Fraktion. Denn „hier mußte eine Freiheit gegen die andere abgewogen werden“.

Schmidt-Jortzig gilt als Kritiker des geltenden Asylrechts. Außerdem setzt er sich für eine umfassende Reform des Staatsangehörigkeitsrechts ein. Hier geborene Kinder ausländischer Eltern sollten seiner Meinung nach deutsche Staatsbürger werden können. Für diese Reform will er sich auch als Justizminister stark machen. Karin Nink