Haste mal 'nen Euro, ey?!

■ Waigels neue Schuldenwährung heißt Euro. Die Regierungschefs der EU einigten sich gestern auf den Namen der künftigen gemeinsamen europäischen Währung

Madrid (taz) – Ab 1.1. 2002 soll das tägliche Brot Euros kosten. Auf diesen Namen einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU gestern auf ihrem Gipfel in Madrid. Der britische Vorschlag, die künftige europäische Währung Florin zu taufen, was zumindest schick klingen würde, fand keine Mehrheit. Bereits 1999 sollen alle Regierungen, die an der Währungsunion teilnehmen, ihre öffentlichen Schulden nur noch in Euro machen. Ottilie Normalverbraucherin darf noch bis 2002 mit Mark, Gulden und Franc bezahlen.

Die Bundesregierung hatte gegen heftigen britischen Widerstand gedrängt, den Namen jetzt festzulegen. „Wie soll man für ein Produkt werben“, so Kohl, „das man nur umschreiben kann?“ Die bisherige Eurowährung Ecu riecht nach Kohls Ansicht zu französisch, als daß man sie den Deutschen schmackhaft machen könnte. Bei Euro, so hieß es aus Kreisen des Kanzlers, ließe sich in der Übergangszeit Euromark verwenden, was vertrauter und stabiler klinge.

Wie das neue Geld aussehen soll, ist nicht bekannt. Die Designer stehen vor einem Problem. Eifelturm oder Brandenburger Tor, Picasso oder Mozart sind zu national besetzt. Die taz schlägt vor, die Banknoten mit Känguruhs zu bedrucken. Denn Euros, das weiß jedes australische Kind, sind kleine Varianten des Beuteltiers.

Die endgütlige Entscheidung, welche Staaten die Bedingungen für die Währungsunion erfüllen, wurde auf Anfang 1998 festgelegt. Frankreich hätte diese Frage lieber Ende 1997 geklärt, rechtzeitig vor dem Wahlkampf für die Nationalversammlung. Doch die deutsche Regierung befürchtet, daß dann die Zahlen für 1997 über Staatsverschuldung und Inflation noch zu sehr auf Schätzungen beruhen und deshalb gemogelt werden könnte.

Im Gegenzug setzte die französische Regierung durch, daß die öffentlichen Schulden bereits 1999 in Euro aufgenommen werden müssen. Sie hofft, daß dann die privaten Banken nachziehen und der Prozeß unumkehrbar wird. Frankreich will die Währungsunion so schnell wie möglich, um die Macht der D-Mark zu brechen.

Finanzminister Waigel hätte sich gern mehr Zeit gelassen, um Druck auf Regierungen machen zu können, die in ihren Stabilitätsbemühungen nachlassen, sobald sie als Teilnehmer der Währungsunion feststehen. Gestern sagte er zwar, daß sein Stabilitätspakt von allen Finanzministern akzeptiert worden sei, doch aus Delegationen anderer EU-Länder klang das zurückhaltender. Im Waigelschen Pakt sollen sich alle Teilnehmer verpflichten, sich auch nach Einführung der gemeinsamen Währung an die Schuldenbegrenzung zu halten. Alois Berger